a typical girl | livresque amitié

17 Mai 2017

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Hier erzählt eine Freundschaft von ihrer Liebe zu Worten, dem Schreiben und Büchern.

Wir suchen uns Bücher aus, die uns faszinieren und lesen diese dann gleichzeitig. Während und unmittelbar nach dem Lesen behalten wir unsere Gedanken nur bei uns und widmen sie einzig einem Notizbüchlein. Später tauschen wir dieses dann aus um an der Meinung der jeweils anderen teilzuhaben. Hier erfahren wir dann, ob wir das Gelesene gleich  empfanden oder ob es Differenzen in unseren Ansichten zum Buch gibt. In den folgenden Beiträgen dieser etwas anderen Buchbesprechung werden auch die Seiten unserer Notizbüchern abgebildet, damit auch ihr als Aussenstehende zwei oder mehr direkte Auffassungen von ein und demselben Buch zu lesen habt. Wir sind wahnsinnig gespannt auf dieses Experiment, in dem wir euch einerseits Bücher vorstellen, die Mara und Anaïs gemeinsam gelesen haben und andererseits auch Bücher, die wir in unserer Lesegruppe mit anderen Freunden lesen!


London, Mitte der Siebziger. Die Popkultur wird neu erfunden, in der revolutionären Ursuppe des Punk scheint alles möglich. Aber gilt das auch für Frauen? Gibt es außer Groupie, Elfe oder Rockröhre noch andere Rollen? Besteht vielleicht zum ersten Mal die Chance, mit allen Typical-Girl-Klischees aufzuräumen, statt selber eins zu werden? 

Viv Albertine wurde zum Riot Girl, lange bevor es diesen Ausdruck gab. Bei den legendären Flowers of Romance kreierte sie neben Sid Vicious (später Sex Pistols) und Keith Levene (später PIL) ihren individuellen Gitarrensound. Um dann mit den Slits, der ersten autonomen Frauenpunkband, die Türen aufzustoßen, durch die später Madonna oder Lady Gaga eigene Wege gehen konnten.


Anaïs:

Endlich, endlich, endlich habe ich Viv Albertines Meisterwerk beendet. Ach du meine Güte - ich bin gerade richtig traurig, durch - und aufgewühlt. Trotzdem ist irgendwo in mir auch ein Funken Glück. Wie unglaublich ein solches Menschenleben doch ist. Alles hat nur damit zu tun, was du daraus machst. Du kannst alles machen. Die Jugend, meine Zeit jetzt, ist die wohl am meist prägende Zeit in meinem Leben. Die Leute, die mir jetzt begegnen, die Dinge, die ich jetzt tue, die Gedanken, die ich jetzt habe - alles, was mich aus macht, wird so tief in mir verankert sein. Ich bin MITTEN IM LEBEN. Für mich ist das gerade unglaublich wichtig zu verarbeiten und zu realisieren. Ein Leben ist von so vielem geprägt. So viel Schmerz, Trauer und Unglück. So viel Liebe, Freude und Glück - alles mögliche. Es ist so wunderbar toll, dass Viv Albertine dieses Buch geschrieben hat. Ihr Leben jetzt im speziellen, ist natürlich geprägt von extremen Höhen, wie dem riesigen Erfolg mit ihrer ersten Punk-Frauen Band The Splits und von extremen Tiefen, wie schweren Verlusten und Krankheiten. Aber trotzdem - ein Leben wie eigentlich jedes Andere. Eine richtige Inspiration, diese Frau. Natürlich, weil sie mir sympathisch vorkommt oder weil ich es toll finde, was sie macht. Aber vor allem deswegen, weil sie in ihrem Buch so absolut ehrlich ist und uns Lesern einfach knallhart sagt, was Sache ist. Leben kann so schön sein und doch ist es am Ende des Tages einfach nur traurig.



Mara:

Viv Albertine berührte mich unglaublich mit ihren Memoiren. Mit einer intensiven Eindringlichkeit reflektiert sie ihr Leben ohne Fehler ihrer Vergangenheit zu verurteilen. Dabei schwankt sie authentisch zwischen strotzendem Selbstbewusstsein und leiser Schüchternheit. Wir folgen ihr durch ihr Leben und werden dabei auf Details sensibilisiert, die wir auch in unserem eigenen Leben wiederfinden. Gegenstände, die uns ein Leben lang begleiten, Dinge, denen wir im Alltag zu wenig Dankbarkeit schenken. Interessant fand ich auch, wie sie über andere schreibt: auch wenn sie an einigen etwss zu kritisieren hat, bewundert sie mit grosser Ehrlichkeit bestimmte Stärken wie Subkultur und Kunstschulen, Metropolen wie London und persönlicher Bewusstwerdung empfand ich Viv Albertines Buch als eine grosse Inspiration und strich viele Zitate an. Denn auch literarisch hat sie das eine oder andere zu bieten.



Amber:

Ich bin froh, "A typical Girl" von unserer lieben Viv Albertine April 17 nach geraumer Zeit endlich auf den Stapel gelesener Bücher legen zu können.

Durch ihre rohe Art der Schilderung der wechselhaften Ereignisse ihres Lebens, konnte ich mich immer auf eine sehr lebendige Weise in Viv hereinfühlen. Es war nicht selten der Fall, dass mich während des Lesens des 500 Seiten lange Stück las, mich ein tiefes Schamgefühl überkam, ein Kichern hervorrutschte oder fast hervorstiess. Ganz selten gaben mir ihre intimen Zeilen auch eine Art von Wohlbefinden und Sicherheit, dass das Leben trotz all seiner Tiefen uns hin und wieder ein Licht offenbart.







2 Kommentare
  1. Ich kenne Viv Albertine nicht, aber ihr habt mich mit euren Rezensionen sehr neugierig auf sie, ihr Leben und das Buch gemacht. Das werde ich mir auf jeden Fall noch genauer ansehen. Die Idee, dass ihr zwei Rezensionen zu dem gleichen Buch schreibt, finde ich ürbigens großartig!
    Liebe Grüße, Cora :)

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    1. Liebe Cora, danke! Wir können Dir ihr Buch nur ans Herz legen, es hat uns dreien wirklich gut gefallen und sehr viel Eindruck gemacht. Wir freuen uns auch, dass dir unser Format livresque amitié gut gefällt, uns nämlich auch :) Ganz herzliche Grüsse, Anaïs, Amber und Mara

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