königskinder | kaleidoskop

30 April 2016

2 Kommentare Share this post
Wahnsinnig glücklich stimmte mich trotz starkem Kopfweh die Neuigkeit, dass das neue Verlagsprogramm von Königskinder für den diesjährigen Herbst steht und eingesehen werden kann. Ich habe mich super gefreut und freue mich auch jetzt, euch die zwei Bücher zu präsentieren und vorzustellen, die mich am meisten ansprechen und mich für sich gewinnen konnten - und warum. Das gesamte Programm findet ihr übrigens hier. Ich bin sehr gespannt, ob eure Lieblinge mit meinen übereinstimmen oder ob euch andere Bücher mehr ansprechen.

Salz für die See von Ruta Sepetys 


Die letzten Kriegstage des Jahres 1945: Tausende Menschen flüchten aus Angst vor der Roten Armee nach Westen. Darunter Florian, ein deutscher Deserteur, Emilia, eine junge Polin, und Joana, eine litauische Krankenschwester. Eine Notgemeinschaft, in der jeder ein Geheimnis hat, das er nicht preisgeben will. Denn der Krieg hat sie Misstrauen gelehrt.
Im eiskalten Winter wählt der kleine Flüchtlingstrek den lebensgefährlichen Weg über das zugefrorene Haff. In Gotenhafen, so heißt es, warte die Wilhelm Gustloff, um sie nach Westen zu bringen. Doch auch dort sind sie noch lange nicht in Sicherheit.

Ruta Sepetys konnte mich bislang mit jedem ihrer Bücher überzeugen, und ich habe alle gelesen und geliebt. Salz für die See ist nun das dritte und ich freue mich mehr als in Worte zu fassen ist - doch, Ruta Sepetys, die kann das. Freude und Leid und alles in Worte zu packen, das kann sie besser als alle anderen. Und deswegen freue ich mich so sehr, endlich wieder von ihr zu lesen. Übrigens finde ich das Cover wiedereinmal wunderschön gestaltet, aber das nur so nebenbei: Das Buch könnte kein Cover haben und ich würde es mehr lieben als so ziemlich jedes andere, nehme ich an.

 
Annähernd Alex von Jenn Bennett

Seinem Online-Schwarm im echten Leben zu begegnen kann böse Überraschungen mit sich bringen. Was, wenn er ein Idiot ist? Oder ein Langweiler? Mink erzählt Alex aus dem Film-Forum deswegen erst mal nicht, dass sie in genau den kalifornischen Küstenort zieht, in dem er wohnt. Sie erzählt auch nichts von ihrem furchtbaren Job in der Tourifalle von Museum, bei dem sie sich jeden Tag halb tot schwitzt. Und erst recht nichts erzählt sie von Porter, Surfwunder und Aufschneider zugleich. Als Mink und Porter nachts im Museum eingeschlossen werden, kommen sie einander näher. Und langsam dämmert es Mink: Porter ist Alex. Annähernd.

Jenn Bennetts Debut 'Die Anatomie der Nacht' hat mich umgehauen und zählt zu meinen allerliebsten Bücher 2015. Vor allem gefallen haben mir die Kunstaspekte, die es in dieser Liebesgeschichte nun nicht gibt. Trotzdem zähle ich auf Jenn Bennetts Schreibstil und bin sehr gespannt auf diese Verwechslungskomödie. 


Wollt ihr noch mehr und ausführlichere Vorschauen von mir für die Programme anderer Verlage? Wenn ja, dann lasst mich das gerne wissen und ich bereite das für euch und den Herbst vor!

Herzlichst, M A R A

Ferienlektüre ☼

22 April 2016

6 Kommentare Share this post
Hallo! ☼ Morgen heisst es für mich: Ab nach Gran Canaria. Und wenn ihr das lest, liege ich schon in der Sonne und bin mehr als froh, dem angekündigten Schnee in Zürich entkommen zu sein. Aufgrund dieser Abwesenheit werden meine Posts wohl ein bisschen spärlicher hier erscheinen. Nichtsdestotrotz wünsche ich euch schöne Ferien, tolles Wetter. Ausserdem habe ich ja ein bisschen was vorbereitet. Zum Beispiel, welche Bücher ich mitnehmen will und damit auch diesen Post hier. Viel Spass!

 

Solange die Nachtigall singt von Antonia Michaelis

Völlig unverhofft trifft der achtzehnjährige Jari auf die geheimnisvolle Jascha, deren Schönheit er sich nicht entziehen kann. Er folgt ihr in das abgeschiedene Haus mitten im Wald, wo sie lebt. Und das, obwohl er spürt, dass dieser Ort ein düsteres Geheimnis birgt. Etwas ist geschehen. Etwas,  das schrecklicher ist als alles, was Jari sich je hätte ausmalen können. Etwas, das ihn in tödliche Gefahr bringt.

Irgendwie habe ich in letzter Zeit aus unerfindlichen Gründen unheimlich Lust, wieder Thriller zu lesen und da (wobei, nicht nur da) steht Antonia Michaelis ja immer ganz oben auf meiner Liste. Es ist das letzte ungelesene Buch, welches ich von ihr besitze. Ich hoffe so sehr, dass noch  weitere Bücher von ihr erscheinen. Ausserdem gibt es ja auch in der Backlist noch  das ein oder andere von ihr, teilweise nur noch antiquarisch zu haben, welche ich noch nicht habe. Ich  freue mich sehr, wieder von ihr zu lesen. Das Buch habe ich wirklich lange vor mir hergeschoben.

Die Ungehörigkeit des Glücks von Jenny Downham

Die Begegnung der drei lässt alte Wunden aufbrechen und Lebenslügen zerbrechen.

Als die 17-jährige Katie ihrer Grossmutter Mary zum ersten Mal begegnet, hat diese schon deutliche Anzeichen von Alzheimer. Katie erkennt das Liebenswerte und Faszinierende an der alten Dame, und vor allem beginnt sie, deren Erinnerungen aufzuschreiben. Sie spürt dabei Familiengeheimnisse auf, die nicht nur ihre Mutter Caroline in ein völlig neues Licht rücken.

In dieses Buch habe ich schon hereingelesen, aber die ersten fünfzig Seiten konnten mich noch nicht wirklich fesseln. Alle anderen Werke der Autorin empfand ich aber als grossartig und ich werde mich sicher nochmals an das Buch heranwagen. Ich wünsche mir so sehr, dass es was taugt und mich nicht enttäuscht, denn die Idee dahinter interessiert mich sehr und dünkt mich spannend,

We All Looked Up von Tommy Wallach

Was wäre, wenn ein riesiger Asteroid durchs All Richtung Erde trudeln würde und man eventuell nur noch zehn Wochen Zeit hätte, um all seine Wünsche und Hoffnungen in die Tat umzusetzen? 
Peter, Eliza, Anita und Andy müssen sich kurz vor dem Schulabschluss genau dieser Frage stellen. Ihnen bleiben zehn Wochen, um all ihre Hoffnungen und ihre Herzen in die Waagschale zu werden, denn vielleicht, vielleicht, ist es die einzige Zukunft, die sie haben.

Dieses Buch lese ich gemeinsam mit Anaïs für unsere Reihe livresque amitié. Ganz ehrlich hat mich hier schon vor allem  das Cover angesprochen. Bereits im englischen zog es meine Blick wie von Zauberhand immer wieder auf sich und ich bin wahnsinnig froh, dass der cbt Verlag das ursprüngliche Cover behalten hat, das englische bekam man bei uns nur in einer anderen Ausgabe. Aber auch die Geschichte hört sich spannend an. Ich kann mir noch gar nicht wirklich ausmalen, ob der Klappentext eine Metapher beinhaltet oder ob das Buch tatsächlich Sci-Fi-Ansätze hat. Nichtsdestotrotz freue ich mich auf das Buch. 

The Perfectionists von Sara Shepard

In Beacon Heights, Washington, five high school senior know that you don't have to be good to be perfect. Mackenzie, Ava, Caitlin, Julie, and Parker are all driven to be perfect - no matter the cost. At first these five girls think they have nothing in common, until they discover they all hate the same person: rich, entitled Nolan, who's done terrible things to each of them. They come up with the perfect plan to murder Nolan - a hypothetical murder, of course. It's all wishful thinking... until they wake up one morning ro find that their wish came true. Nolan was killed - in exactly the way they planned. The thing ist, they didn't do it. So who did? Suddenly the girls are the prime suuspects in the murder. And they need to find the real killer before their perfect lives are ended - for good.

Ich wollte noch einen englischen Titel in die Tasche packen. Da Sara Shepards Reihen immer für Unterhaltung sorgen und da ich kürzlich rausfand, das diese Reihe nicht ellenlang, sondern nur zwei Bände lang ist, möchte ich auch diesen Buch vom ungelesenen Status, welcher schon viel zu lange an ihm haftet, befreien. Ich wollte auch ein Buch mitnehmen, welches weniger unangenehm und ein bisschen mehr Trivialliteratur ist. 

Zwischen mir und der Welt von Ta-Nehisi Coates

Wenn in US-Städten schwarze Teenager von Polizisten ermordet werden, ist das nur ein Porblem von individueller Verfehlung? Nein, denn rassistische Gewalt ist fest eingewoben in die amerikanische Identität - sie ist das, worauf das Land gebaut ist. In seinem schmerzhaften, leidenschaftlichen Manifest stellt Ta-Nehisi Coates die fundamentalen Fragen einer gespaltenen Gesellschaft. Es sind Fragen, die auch für uns in Europa drängend sind, denn Rassismus ist keine exklusiv amerikanische Angelegenheit.

Schon oft hat mich das typographisch brilliant umgesetzte Cover angelächelt und doch hat mich das Buch immer irgendwie abgehalten. Bis ich von einer besonderen Person einen drängenden und dringenden Tipp bekommen habe und meine ganze Familie das Buch lesen wird. So werden wir das Buch mit in die Ferien nehmen, wo es am Strand durch unsere Hände wandern wird. Ich bin sehr gespannt auf die Schreibweise und Worte Coates. Polizeiliche Gewalt ist auch hier in der Schweiz ein brennendes Thema und gerade jetzt, wo die Sommerolympiade in Brasilien nähert und wieder fragwürdige Dinge fordert, sollten wir uns mehr damit beschäftigen. 

Bis ich 21 war von Ela Angerer

Eine Mutter, die lieber am anderen Ende der Welt mit Omar Sharif Bridge spielt. Ein Vater, der seine Tochter zu hässlich findet, um sich mit ihr auf der Strasse zu zeigen. Das ist die Situation der Ich-Erzählerin, und die verschärft sich noch, als die Mutter den Vater für einen französischen Multimillionär verlässt. Die Eltern sind meist abwesend, das Personal hilflos. 
Mit dreizehn beginnt das Mädchen eine Affäre mit einer jungen Krankenschwester und nimmt alles an Drogen, was zu bekommen ist. Das fällt irgendwann sogar den Eltern auf - die Tochter wird ins Internat gesteckt und lernt dort, dass es das Böse wirklich gibt.

Viel zu lange lag das Buch bei mir ungelesen rum, da bin ich mir sicher. Deswegen habe ich es letztens in die Hand genommen und endlich damit angefangen, in die autobiographische Geschichte einzutauchen. Viele Szenen haben mich geschockt und die unterschwellige Grausamkeit und Kälte schockierte mich immer wieder und fesselt mich  doch an die säuberlich gewählten Worte Ela Angerers. Bisher kann ich es nur empfehlen.

Das letzte Polaroid von Nina Sahm

Sie lernen sich am Balaton kennen. Kinga aus Budapest hat schon echte Brüste, ist Meisterin im Kirschkernweitspucken und weiss einiges mit Männern anzufangen. Anna aus München hingegen ist das behütete Nesthäkchen. Ein Tag und eine Nacht am Balaton genügen, um Anna und Kinga zusammenzuschweissen. Als Kinga Jahre später nach einem Unfall im Koma liegt, reist Anna nach Budapest. Doch statt an Kingas Krankenbett zu sitzen, taucht sie immer tiefer in Kingas altes Leben ein, zu tief... Nina Sahm erzählt von grosser Freundschaft und der Sehnsucht, jemand anders zu sein, koste es, was es wolle.

Das Buch habe ich spontan am Flohmarkt entdeckt und mitgenommen. Der Blumenbar Verlag konnte mich schon einmal mit einer sehr aussergewöhnlichen Geschichte... nun ja, verwirren. Das Buch hört sich aber irgendwie ziemlich  sommerlich an und deswegen interessiert es mich, gerade auch, weil sich die Geschichte nicht allzu ungewöhnlich anhört. Doch ich bin mir sicher, dass der Roman vielschichtig und interessant wird. Mal schauen, ob er so perfekt ins Sommerwetter passt wie das Cover. 

Homo Faber von Max Frisch

Max Frischs Homo Faber ist eines der wichtigsten und meistgelesenen Bücher des 20. Jahrhunderts: Der Ingenieur Walter Faber glaubt an sein rationales Weltbild, das durch eine Liebesgeschichte zerbricht. Kein anderer zeitgenössicher Roman stellt derart ehrlich wie hintergründig die Frage nach der Identität des modernen Menschen.

Schullektüre darf natürlich auch nicht fehlen. Max Frisch ist seit drei Jahren der Autor, dessen Bücher für mich am meisten aus den vielen Klassiker, die wir lesen, herausstechen. Homo Faber ist für mich eine ganz neue Erfahrung, da es nach Richtlinien eigentlich so viel falsch macht und doch so viel lehrt. Denn das ganze Buch ist völlig konzipiert. Mit der Zeit stört das aber nicht mehr, weil dieses Konzept den Roman zum Strahlen bringt und man sich wirklich eine Lehre daraus ziehen kann. Sehr schön zu lesen und ich freue mich, das Buch zu beenden.


Ihr seht, einige sogenannte 'Sub-Leichen' und weniger frühlingstaugliche Bücher. Trotzdem 
freue ich mich wahnsinnig auf jedes einzelne, sie hören sich wirklich alle fantastisch an und ich kann es kaum abwarten! Ach so, ich nehme übrigens nicht ganz alle mit, zwei oder so werde  ich wohl zu Hause lassen, aber bis zu diesem Moment ist noch nicht entschieden, welche das sein werden. Vielleicht lese ich gerade auch noch ein wenig, mal sehen. Jedenfalls, wie bereits erwähnt, freue ich mich aber auf alle dieser Bücher und wünsche euch nun hiermit auch ganz schöne Ferien und wenn nicht in einer unvertrauten Umgebung, dann auch zu Hause, und so oder so schönes, warmes Wetter und Leselaune.
Was macht ihr in den Ferien und was lest ihr dabei?

Herzlichst
M A R A

über das bloggen | schreiben 4

20 April 2016

Keine Kommentare Share this post
Heute gibt's in der Reihe 'Über das Bloggen' wieder einen Post - und zwar einen kleinen, der dazwischen geschoben wurde. Er handelt ebenfalls vom Thema 'Schreiben' oder damit mehr dem Prozess des 'Note-Taking' während des Lesens. Nachdem ich euch im letzten Beitrag versucht habe zu vermitteln, wie man Rezensionen schreiben könnte, wollte ich heute auf einen Punkt von damals genauer eingehen. Und zwar diesem Punkt, in dem ich einfach  geschrieben habe, Notizen während des Lesens zu machen. Meine Methode habe ich  schon erwähnt. Ich klebe ein grosses Post-It hinten auf's Buch - so kann ich wirklich immer und überall schnell was notieren, was mir einfällt. Mit dem Handy mach ich das nämlich wirklich nicht gerne und da geht eh alles viel zu schnell verloren. Trotzdem könnte man meinen, ich habe mich von der Handy-Tastatur oder mehr den berühmt-berüchtigten Emojis inspirieren lassen (was übrigens überhaupt nicht der Fall war!). Denn genau für diesen Prozess habe ich schon länger für mich ein kleines Schema ausgearbeitet, wie ich den gesamten Platz auf dem Post-It gut nutzen kann.

Wie ihr schon bemerkt habt: mein kleiner Tipp heute besteht aus Post-Its. In letzter Zeit habe ich diesen kleinen selbstklebenden Dingen viel Liebe geschenkt (auch schon geschildert), sie sind super praktisch und ich benutze sie wirklich für allen möglichen Kram, vor allem, um mir Etliches zu notieren. Das Schöne an ihnen sind die vielen Farben und Formen, in denen sie daherkommen. Ich greife da eher weniger zum Knalligen, sondern bleibe bei den pastelligen, zurückhaltenden Tönen. Heute möchte ich euch grosse vorstellen, und zwar linierte. Wenn ich ein Buch lese, dann habe ich es immer dabei. Und meine Agenda sowie ein Notizbuch, was insgesamt viel Papierkram ausmacht. Immer ein Lesetagebuch mit dabei zu haben, wäre mir also einfach zu umständlich. Die perfekte Lösung ist ein grosses Post-It, welches hinten ans Buch kommt. Daran habe ich zuvor gar nicht gedacht, liebe diese Möglichkeit aber, um mein zukünftiges Ich immer über meine Lesegedanken zu aktualisieren. Sobald ich das Buch gelesen habe, und es rezensieren möchte, wandert es zu meinem Schreibtisch. Und wenn es dann an die Reihe kommt, drehe ich es um, und habe alle Infos und ausführliche Gedanken. Meistens schreibe ich nicht direkt am Computer, sondern übertrage diese Phrasen in ein kleines Lesetagebuch, welches immer neben meinem Bett oder auf meinem Schreibtisch liegt (auch darüber gibt es bald einen eigenen Eintrag). Die Gedanken expandiere ich, drücke sie ausführlicher (aber nicht umständlicher, sondern, was mir ganz wichtig ist, eher gehobener und geschmeidiger) aus und ergänze hier und da aus dem Gedächtnis, wie ich mich beim Lesen fühlte.


Ich habe natürlich bedacht, dass es oftmals mehr zu sagen gibt oder der Platz nicht reicht. Genau deswegen sehen meine Notizen wohl oft so kryptisch aus. Denn auf dem Post-It verwende ich die unterschiedlichsten Symbole, in deren Bedeutungen nur ich eingeweiht bin. Diese möchte ich euch nun vorstellen. Wenn ich alles vom Post-It in mein Notizbuch übertrage, fallen diese aber weg, und das Post-It fällt zum anderen Recycling-Papier. 
↑ - Positives
↓ - Negatives
✄ - sollte weggelassen werden, langatmige Stellen, hat mich gestört
✍ - Schreibstil
● - Gedanken
📌 - Zitat (mit Seitenangabe)
↔ - Vergleich (mit anderem Buch, Geschichte etc.)
⌛ - Zeitform
📍 - Ort
✰ - Bewertung
🔦 - nochmals genauer anschauen!    
🎬 - besondere Szene (mit Zeilenangabe)

Ich hoffe, ihr konntet aus diesem Tipp vielleicht ein kleines Detail für euch mitnehmen und dafür, wie ihr euch Notizen über eure Bücher macht. Ich wünsche euch allen einen schönen Mittwoch! M A R A


#readdifferent april - eine neue reihe beginnen - sommer unter schwarzen flügeln

15 April 2016

2 Kommentare Share this post
#readdifferent // Monat 2: Eine neue Reihe beginnen

  • Wie bist du auf diese Bücher aufmerksam geworden?
Das Thema, welches der Autor Peer Martin in diesem Jugendroman behandelt, ist eines, welches mir sehr am Herzen liegt. Flüchtlinge sind zur Zeit ein grosses Thema und dadurch leider auch die aufkommenden Hetze der Neonazis. Dadurch, dass mein Vater selbst politischer Flüchtling ist (wenn auch in den 80ern, nach  dem Putsch in der Türkei), kann es sein, dass mich das Thema noch mehr ergreift. Neben dem aktiven Handeln und den vielen Projekten, an denen man sich beteiligen kann, ist es auch wertvoll, sich zu bilden und Flüchtlingen zuzuhören. Da die Sprache oft erstmals eine Schwierigkeit ist, kann man sich auch in Büchern bilden. Sommer unter schwarzen Flügeln ist so viel gleichzeitig und vor allem ein Buch, welches man gelesen haben muss. Ja, das trifft die Frage vielleicht nicht ganz, aber irgendwie schwebte mir das Buch immer vor Augen und zu Weihnachten bekam ich es dann.

  • Wann ist es deiner Meinung nach sinnvoll, aus einer Geschichte eine mehrteilige Reihe zu machen?
Diese Frage finde ich sehr interessant. Ich wusste zuerst gar nicht, dass Sommer unter schwarzen Flügeln noch Nachfolger hat. In meiner Internetrecherche, in der ich übrigens auch höchsterfreut feststellte, dass dieses Meisterwerk den Jugendbuchpreis 2015 völlig zurecht gewann, stiess ich dann auch auf die Information, dass Band Zwei bereits als eBook zu haben ist. 
Zur Frage: Ich weiss es nicht. Ich weiss aber, wann es nicht sinnvoll ist. Und zwar dann, wenn ein Buch ein Erfolg ist und daraufhin weitergeschrieben wird. Viele Bücher/Reihen wurden meiner Meinung nach so vermasselt. Denn das Buch ist ja als Einteiler gedacht und eine Weiterführung war nicht in Planung. Gerade aber bei einem Thema, welches so brenzlig und aktuell ist und leider, leider nicht aus der Mode kommt (ich bin mir sicher, ihr wisst was ich meine - Flüchtlinge sind willkommener als Bücher, aber ich finde es schrecklich, dass zur Zeit so viel Grauenhaftes passiert, dass Millionen von Menschen ihrer Heimat und alles, was sie besitzen, verlassen und ins Ungewisse starten müssen), kann man auf jeden Fall noch andere Bücher schreiben. Und wenn die Geschichte noch nicht beendet ist. Das ist vielleicht Geschmackssache. Fortsetzungen sollte ein Buch dann haben, wenn die Fortsetzungen von Anfang an geplant waren, finde ich.

  • Liest du lieber Einteiler oder Mehrteiler?
Kommt drauf an. Ich lese auf jeden Fall mehr Einteiler. Es ist sehr schön, ein Wiedersehen mit gewissen, tollen Protagonisten zu erleben, aber manchmal auch nicht nötig. Sommer unter schwarzen Flügeln könnte mehr als gut alleine stehen. Reihen mag ich aber wahrscheinlich weniger. Es lastet immer Druck auf den Autorinnen und Autoren, den nächsten Band genauso erfolgreich zu machen wie den ersten und das liest sich dann leider oft auch heraus. Das finde ich schade. Mit Einteilern bin ich also die meiste Zeit zutiefst zufrieden.

  • Wie hat dir der Auftakt der Reihe gefallen?
Enorm gut. Mehr kann ich gar nicht dazu sagen. Meine Rezension könnt ihr hier lesen.

  • Wirst du die Fortsetzungen ebenfalls lesen? Bitte begründe deine Entscheidung.
Caro, ich fühle mich wie an einer Prüfung. Aber ja! Und zwar, wenn man vom Inhalt, der mich ja verfolgt und begeistert, absieht, dann ist da noch dieser rohe, wunderbare Schreibstil. Alleine deswegen würde ich alles von Peer Anders Martin lesen, was mir zwischen die Finger kommt.



Sommer unter schwarzen Flügeln von Peer Anders Martin

Oetinger / 530 Seiten / Gebundene / 19.99 Euro [D] / Original

wenn ihr uns findet

12 April 2016

2 Kommentare Share this post

Eigentlich sind sie immer klargekommen, findet Carey, die sich um ihre kleine Schwester Jenessa kümmert, seit sie denken kann. Manchmal ist der Alltag zwar etwas hart, in einem Wohnwagen mitten im  Wald und mit einer Mom, die oft nicht da ist. Aber meistens kommen sie zurecht. Bis Carey und Jenessa eines Tages zu ihrem Vater ziehen müssen, den sie gar nicht kennen. Die Einsamkeit und Stille des Waldes weichen einem aufregenden neuen Leben.  Schule, Dates, gemeinsame Mahlzeiten und Ausflüge mit der Familie: Was anderen völlig normal erscheint, macht für die Mädchen jeden Tag zu einem neuen Abenteuer. Und zu einer grossen Herausforderung, denn gerade Carey kann sich nicht so schnell von der Vergangenheit lösen. Immer war sie die Starke, die Jenessa beschützt hat. Ein einziges Mal hat sie versagt und die Ereignisse jener sternenklaren Nacht tief in ihrem Herzen verschlossen. Doch um in ihrem neuen Leben anzukommen, muss Carey sich selbst vergeben.


Dieses Exemplar hier ist ein klassisches Beispiel für die Sparte an Büchern, die ich mir vor Jahren (!) zugelegt habe und unbedingt lesen wollte - schliesslich lobten es alle in den Himmel -, aber dann doch tatsächlich erst einige Zeit später wirklich dazukomme. Ich war neugierig und gespannt, war genau in der richtigen Stimmung für eine etwas aufregendere Geschichte und war erstmal angetan, vom lockeren und leichten Schreibstil, der mich nur so durch die Seiten fliegen liess. Aber ich konnte von der ersten Seite an keine wirkliche Verbindung zu den Charakteren und überhaupt dem ganzen Buch feststellen.

"Die besten Sachen auf der Welt gibt's fast für umsonst, sagt Mama immer.
Wie zum Beispiel das gleissende Morgenlicht, das wie Diamanten über die Wasseroberfäche
unseres Flüsschens tanzt. Oder der Fluss selbst, der den ganzen Tag lang Musik vor sich
hin brabbelt, so wie Nessa als Baby. Glück is' umsonst, sagt Mama."


Dabei sind einige der Ideen sehr gut umgesetzt und die Ausarbeitung der Charaktere auch sehr feinsinnig. So ist Carey sehr schlau, aber doch auch immer wieder wahnsinnig naiv und leichtgläubig. Was vielleicht einfach mit der fehlenden Erfahrung zusammenhängt. Aber diese beiden Polen wurden immer wieder ausgehoben und in die Extreme verfrachtet, etwas, was ich nicht leiden kann, weil das nicht wirklich real ist. Die Mischung sehr kluger und doch auch naiver Denkensweise gibt es oft, aber die Trennlinie ist oft nur sehr fein sichtbar. Hier gab es einige Stellen, an der ich das Buch stirnrunzelnd zur Seite gelegt habe, da ich einfach nicht damit zurecht kam, wie Careys Handlungen oder Äusserungen, unabhängig vom tatsächlichen Inhalt, beschrieben wurden.

"Es stimmt: Wir hatten  nicht viel. Kein schickes Haus, teure Kleider oder
Sachen zum Angeben. Aber ich hab immer darauf geachtet, dass wir sauber sind.
Sauber bedeutet frei."




Irgendwie fehlte mir der Geschichte einfach an Substanz und Details. Das grosse Vorher (leben im Wald) sowie das grössere Nachher (in der zivilisierten Gesellschaft und den völlig fremden Sitten und Gegenständen) wurden ziemlich reduziert, es wurde einiges ausgelassen. Und vieles wurde beschönigt. Versteht mich nicht falsch, es geschahen schreckliche Dinge in der Vergangenheit der zwei Mädchen, jedoch waren mir diese Dinge zu sehr auf die Spitze getrieben. Es war dann immer ein Schlag. So fehlte der Geschichte einfach an Substanz. Das sind für mich diese Momente, in denen etwas nicht schwarz oder weiss ist, die feinfühligen und dadurch viel emotionaleren Momente. Es wurde mir in diesem Buch zu selten differenziert. So war die Beziehung der Schwestern einfach unglaublich eng, aber etwaige Abweichungen oder Sonderheiten mangelten Stark, was der Geschichte wieder an Authentizität und auch Fluss raubte. 

"Vermutlich kann man zwar das Mädchen aus dem Wald holen,
aber nicht den Wald aus dem Mädchen."

Das ich das Buch als nicht wirklich gut empfand, hat wohl einige Gründe seitens des Buches, aber auch ich ging nicht unvoreingenommen daran ran. So hatte ich aufgrund all dieser positiven Meinungen sehr hohe Erwartungen. Und ich hatte kurz zuvor Room gesehen, bei diesem das Setting ganz anders war, die Geschichte aber eine ähnliche. Da wurden keine Details ausgelassen und alles war wahnsinnig vielschichtig und hatte so viel mehr Dimension. Natürlich war dies ein Film und es hat vielleicht auch mit dem Alters- und Geschlechterunterschied zu tun, aber es machte mich regelrecht wütend, als Careys neuen Leben fast schon beschränkt wurde auf Glitzerjeans, Dates und Partys. Das finde ich auch woanders, wenn ich Ablenkung brauch. Und tiefgründig ist dieser Roman meiner Meinung nach, bis auf die paar schönen Textstellen, die ich euch rausgesucht habe, halt einfach nicht.


Emily Murdochs Leidenschaft sind gute Geschichten. Entweder sie liest gerade eine oder sie schreib selbst. Wenn ihr uns findet ist ihr Debutroman, der in den USA von der Presse gefeiert wurde. Mit ihrer Familie und zahlreichen Haustieren (unter anderem etlichen Pferden, die sie vor dem Schlachter gerettet hat) lebt sie auf einer Farm in Arizona.

Heyne fliegt / 305 Seiten / Gebunden / 16.99 Euro [D]
'If You Find Me' / Englisch  / Julia Walther

Sommer unter schwarzen Flügeln

10 April 2016

6 Kommentare Share this post

Nuri und Calvin leben ganz nah beieinander - und sind sich doch unendlich fern. Sie ist mit ihrer Familie aus Syrien gefolhen und in einem Flüchtlingsheim untergekommen. Er ist Mitglied einer rechte Jugendgang, die Stimmung gegen die Asylbewerber macht. Doch ausgerechnet ihn sucht Nuri sich aus, um erstmals ihre Geschichte zu erzählen: von ihrem Heimatdorf am Rand der Wüste, von den ersten Unruhen und den Schwingen des Bösen, die sich schliesslich über das ganze Land legten. Je mehr Calvin über Nuri erfährt, desto mehr verliebt er sich in das seltsame Mädchen mit den dunklen Augen - und in das fremde Land, von dem sie erzählt. Doch diese Liebe ist gefährlich. Denn Calvins Freunde haben ihn zu ihrem neuen Anführer bestimmt. Und ihre Wut trifft nicht nur ihn, sondern auch Nuri...



Es ist wie ein modernes Romeo und Julia und klingt erstmal wahnsinnig banal: Nuri und Calvin dürfen sich nicht lieben. Schnell wird aber klar, dass dies nicht einfach gestrickt ist. Es sind nicht nur die unterschiedlichen politischen Auffassungen oder Status, aber auch nicht die verschiedenen Sprachen. Es kommt von viel tiefer und von dem Hintergrund. Ein Flüchtlingsmädchen und ein jugndlicher rechter Überzeugung, bereit, Gewalt einzusetzen, um seinem Ziel, das von ihm genannte 'Asylanten'heim von den Asylanten zu befreien.

Peer Martin trifft den Nagel auf den Kopf. Selten habe ich das brisante und aktuelle Thema für Jugendliche besser aufgearbeitet gelesen. Er schont uns nicht, nein, wir bekommen Einzelheiten mit. Normalerweise bin ich dafür, hierbei zurückhaltend zu sein und erstmal in den Hintergrund zu treten - schnell wirken Ausführungen wie diese 'sensationsgeil'. Aber auch hier überzeugt mich Peer Martin. Er weiss, wann er aufhört, und allgemein schreibt er kontrolliert. Und wunderschön. Es ist mir ein Rätsel, wie diese unterschiedlichen Stimmen, einmal Calvin seine, man spürt den bildungsfernen Hintergrund und seine brutalen Hobbys, die garantiert nicht Sprache gelten, raus. Und dann Nuri. Sie beschreibt in aller Ruhe ein Land, welches so schön und brutal zugleich ist, wie man es sich nicht vorstellen kann, bevor man von ihr liest.

"Weisst du... das ist genau die Sache mit den Syrern. Wir lachen zu gerne.
Auch über uns selbst. Die Assads haben ein Gefängnis aus dem Land gemacht,
aber ein Volk gefangen zu halten, das lacht, ist ein Ding der Unmöglichkeit."  
S E I T E   2 3 3 

Ausserdem konnte Peer Martin mich überzeugen. Denn Calvin verliebte sich nicht einfach in das fremde Mädchen, viel mehr verliebte er sich in ein fremdes Land. Sein anfängliches Traumdeutschland würde zu hundertprozent deutsch sein, es wäre wirklich Land, es gäbe Bauern, einfach und deutsch. So ähnlich ist Syrien, Land, Landschaft, die Menschen miteinander. Ein Fest, ein stilles Abkommen, wir sind alle Syrer. Er verliebt sich in dieses Land und mit Nuri kommt die Wanderlust, das Fernweh, welches ihn packt. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen ist er nie wirklich gereist, und hierbei merkt man, dass Peer Martin nicht nur ausführlich recherchiert hat, sondern einfach ein aussergewöhnliches Talent besitzt. So schafft er es, mich fast unvoreingenommen an diese rechte Jugendgang heranzuführen, mein Gewissen ist still und lässt sich  erstmal darauf ein, sie kennenzulernen.



Peer Martin verwendet ein Prinzip, welches mir erstmals mit Antonia Michaelis Märchenerzähler so positiv auffiel, eine erzählte Geschichte innerhalb der Geschichte. Die Geschichte, die wir lesen, ist so koordiniert und angeordnet, dass sie parallel verläuft zur erzählten Geschichte, so erleben beide gleichzeitig Höhe- und Tiefpunkte. Wieder finde ich auch diesen Fakt hier als sehr angenehm, da Peer Martin einfach ein unfassbares Talent hat, mich als Leserin an die Seiten zu fesseln. Seine Worte lullen mich ein und faszinieren mich. Denn er schafft noch eine Verbindung zwischen den zwei Spielorten Syrien und Deutschland. Die Gewalt. So schrecklich es auch klingen mag, so zart und feinfühlig wächst diese Liebe innerhalb einer Welt, die von Gewalt und Machtmissbrauch kaputt gemacht wird. Sie erinnerte mich während des Lesens an ein Gänseblümchen, welches sich durch den Strassenbeton hartnäckig erstreckt. Kitschig, aber wahr - positive Gefühle sind so viel stärker als Hass. Und gerade weil Peer Martin dies nicht auf eine stereotypische, allzu bekannte Weise bespricht, sondern originell, zeitlos und mit mehr Talent, als ich jemals erwartet hätte, zählt das Buch eindeutig zu meinen Jahreshighlights. Es ist superwichtig, dass mehr solche Romane veröffentlicht werden. Und dass nicht alles beschönigt wird, denn wie dieses Buch zeigt: Die Wahrheit tut weh, muss jedoch an die Öffentlichkeit gelangen. Und so ist das Buch nicht nur ein einzigartiges Lesevergnügen, sondern ein Zeitdokument, welches wir nicht mehr missen sollte, da Syrien, diese Kultur und der arabische Frühling in Syrien so präzise und voller typischen Gerüchen durchzogen beschrieben wird, wie selten bevor.

Peer Anders Martin wurde 1968 in Hannover geboren. Nach einem Studium der Sozialpädagogik arbeitete er mehrere Jahre mit Jugendlichen in Berlin, Brandenburg und Vorpommern, zuletzt auf der Insel Rügen. DIese Erfahrungen und die espräche mit einem syrischen Freund brachten ihn schliesslich dazu, seinen ersten Roman niederzuschreiben, der auf vielen langen Spaziergängen an den Stränden der Ostseeküste entstand, wo er die Geschichte zuerst der geduldigen Hündin Lola erzählte. Inzwischen lebt er mit seiner Frau, drei Kindern und Lola in Quebec.

Oetinger / 530 Seiten / Gebunden / 19.99 Euro [D] / Original Deutsch

livresque amitié | mit anderen worten ich

08 April 2016

4 Kommentare Share this post
 
Wir suchen uns Bücher aus, die uns faszinieren und lesen diese dann gleichzeitig. Während und unmittelbar nach dem Lesen behalten wir unsere Gedanken nur bei uns und widmen sie einzig einem Notizbüchlein. Später tauschen wir dieses dann aus um an der Meinung der jeweils anderen teilzuhaben. Hier erfahren wir dann, ob wir das Gelesene gleich empfanden oder ob es Differenzen in unseren Ansichten zum Buch gibt. In den folgenden Beiträgen dieser etwas anderen Buchbesprechung werden auch die Seiten unserer schwarzen Notizbüchern abgebildet, damit auch ihr als Aussenstehende zwei direkte Auffassungen von ein und demselben Buch zu lesen habt. Wir sind wahnsinnig gespannt auf dieses Experiment. mehr über livresque amitié


Samantha hat eine Zwangsstörung, welche ihre Gedanken einnimmt und diese zu etwas von ihr verhasstem macht. Dabei wären diese Gedanken anders ganz schön brauchbar. Zum Beispiel in einem Gedicht. Und zum Glück kommt Sam im Laufe des Buches auch noch  dazu, ihren Worten auf diese Weise Ausdruck zu verleihen; sie stösst auf einen geheimen Dichterclub unter der Schule und gleichzeitig auf Freunde. Die so ziemlich  anders  sind, als die, die sie bisher hatte. Nur stellt sich jetzt die Frage, wer die richtigen Freunde sind. Und auch, ob das alles das richtige für Sam ist. 




Gleich beim zweiten Buch, welches wir gemeinsam lesen, stossen unsere Meinungen aneinander, etwas, das nur selten der Fall ist. Unsere Bewertung ist jeweils zwei Monde von der anderen entfernt. Nichtsdestotrotz können wir wohl beide sagen, dass wir die Geschichte oder einige ihrer Aspekte genossen haben. Wir haben uns dieses Mal dafür entschieden, die Besprechung in Form eines Schreibdialogs auszuführen, welcher vor allem für mich sehr aufschlussreich war, da wir uns zu diesem Zeitpunkt nicht am selben Ort empfanden. Für das authentische Feeling bekommt ihr diesen hier exklusiv und ohne jegliche Zensierungen zu lesen. 

M: Wir haben das Buch unterschiedlich bewertet. Ich denke, das liegt daran, dass es uns unterschiedlich berührt und in einer anderen Stimmung abgeholt hat.
A: Das glaube ich auch. Um meine Meinung vielleicht noch einmal deutlicher auszudrücken, ich fand das Buch nicht schlecht. Ich fand die Idee dazu und all die Gedanken und Worte und Gefühle und all die Liebe wunderbar, faszinierend. Doch meiner Meinung nach hat es an der Umsetzung gehapert. Ich fand es nicht richtig auf den Punkt gebracht - irgendetwas hat gefehlt, was halt schwer zu beschreiben ist. - Das Echt, das Glaubwürdige...
M: Ich kann dich  gerade in diesem Punkt gut nachvollziehen. Manchmal empfand ich das, was ich las, auch als ein bisschen... 'wenig'. Und irgendwie erinnerte mich das Buch auch an einige andere Bücher. Ich bin mir ja immer unschlüssig, ob dies ein positives oder negatives Zeichen ist.
A: Ich denke, dass es sowohl positive als auch negative Aspekte hat. Vielleicht erinnert es einem an ein Buch, welches man besonders mochte und einem besonders eingefahren ist, oder es erinnert einem daran, wie viele Bücher es doch gibt, welche dem momentanen Buch so stark ähneln.
M: Genau. Irgendwie konnte ich  die Stimmung und die gesamte Szenerie mit früheren, durch Gelesenes entstandene Bilder verbinden. Und in diesem Moment, dem des Lesens, füllte mich dies besonders aus. Aber gerade auch danach wurde ich mit der Zeit immer kritischer im Bezug auf das Buch und ich denke, mit einem grösseren zeitlichen Abstand hätte ich das Buch auch anders bewertet.
A: Ich war allerdings eher erstaunt, dass mich das Buch nicht so richtig mitgerissen hat. Ich schwimme leidenschaftlich gerne, ich liebe Worte - genau wie Sam. Doch irgendwie war sie mir einfach nicht gesamthaft sympathisch und das erschwerte das Lesen für mich sehr. Irgendeine Sympathie zu den Protagonisten ist bei mir ein Muss. Oder das genaue Gegenteil - eine von der Autorin gewollte Antipathie, das wäre mal was!
M: Ich glaube, gerade weil wir Worte so lieben und weil sie immer mit Büchern und so vielem mehr verbunden sind, ist es wahnsinnig schwer, diese in ein Buch zu stecken und unseren Ansprüchen zu genügen. Übrigens wollte ich noch anfügen, dass ich das Buch aber passender für jüngere Leserinnen empfand. Dabei meinte der Verlag ja eigentlich, es wäre fast schon Belletristik für Erwachsene. Wie siehst Du das? Und deiner letzter Punkt mit der gewollten Antipathie verfolgt mich auch schon lange. Im Bezug dazu fällt mir immer 'Bevor ich sterbe' von Jenny Downham ein, ein Lesetipp so nebenbei.
A: Ja, ich stimme Dir hier in allem zu. Diejenige Auffassung von Worten die wir haben, hhat halt nicht jeder. (Wir sind eben schon zwei ganz spezielle Wesen Mara!!) Auf jeden Fall ein Kinderbuch. Also schon auch gut geeignet für Jugendliche, ich finde es sogar ein klassisches Jugendbuch, aber eben für jüngere Jugendliche, also fast schon ein Kinderbuch. Für diejenigen, die sich lieber an Erwachsenen-Literatur orientieren wollen, scheint es, als versuche das Buch für Ältere zu sein, als es tatsächlich ist.
M: So kam es mir eben auch vor! Ich habe das Buch gerne gelesen, aber es fühlte sich nicht richtig für mein Alter an, wie schon erwähnt fühlte ich mich in die Vergangenheit zurückversetzt. Ich kann demnach nicht verstehen, warum das Buch für unser Alter gedacht ist. 
Aber ich habe noch eine andere  Frage. Wie empfandest Du Tamara Ireland Stones Umgang mit Stereotypen? Sie waren im Buch ja deutlich vorhanden, gerade die Ausgangssituation, in der Sam sich in der Clique der blonden, beliebten Mädchen befindet, die aber eigentlich nur Intrigen verbinden. Irgendwie ging die Autorin aber doch  anders damit um und kontextualisierte diese Stereotype auch passend für das Buch, finde ich. 
A: Ich fand die Lösung auch passend fürs Buch, aber das heisst nicht, dass sie mir gefallen hat. Ich  finde dadurch, dass die Autorin so einen typischen Charakter für Sam gewählt hat, hat sie sich selbst eine Falle gestellt. Jegliches Ende wäre für mich voraussehbar oder typisch und passend gewesen. Und für dich? Ist jetzt halt schwierig, enger darauf einzugehen - wir wollen schliesslich nicht zu viel vom Buch verraten...!
M: Da hast Du recht. So richtig überzeugt war ich von ihrer Umsetzung eben auch nicht. Aber wir können ja von 'dem Plot' sprechen. Der hat mich unerwartet getroffen, das muss ich zugeben. Aber danach, mit der Zeit, war er für mich irgendwie doch voraussehbar oder jedenfalls ziemlich gut vorstellbar im Voraus geworden. 
A: Fand ich auch, ja. Mehr hab ich gar nicht zuzufügen. Thema Zwangsstörung; ein ständiger Begleiter von Sam. Kam ihre Krankheit glaubwürdig rüber für Dich?
M: Hier muss ich ähnlich antworten. Ich finde es super spannend und wichtig (und neu!), dass ein solches Thema wie Zwangsstörungen in Jugendromane integriert werden. Jedoch fand ich gerade hier die Umsetzung auch alles andere als brillant. 
A: Liege ich richtig damit, dass Du immer kritischer wirst? Ich glaube, je genauer man hinschaut, desto mehr merkt man, wo es noch Lücken hat...
M: Tust Du absolut. Ich habe ja erklärt und auch realisiert, dass ich meinen Lesespass mit dem Buch habe. Aber es führt sich viel erwachsener und tiefgründiger auf, als es dann eigentlich ist. Ich meine, es beinhaltet viele gute Ideen seitens der Autorin, aber wie sie diese umgesetzt hat, macht das fast wieder wett.
A: Du sagst es - hab Dich lieb!





Ein wunderschönes Buch für junge Jugendliche mit schönen Themen. Die Umsetzung holpert leider ein wenig und im Moment entspricht es uns nicht mehr, ist aber trotzdem eine gute Abwechslung zu unserem üblichen Lesestoff.

☾☾☾    / ☾☾☾
Mara / Anaïs


Magellan / 340 Seiten / Gebunden / 16.95 Euro [D]

über das bloggen | schreiben 3

06 April 2016

4 Kommentare Share this post
Hallo. Heute geht's weiter mit meinen Ausführungen zum Schreiben. Ich möchte euch in diesem Beitrag genauer vorstellen, wie ich manchmal eine Rezension schreibe. Es ist eine Methode, die ich anwende, wenn ich einfach nicht weiss, wo und wie beginnen. Ich wende sie am liebsten an, wenn ich viel Zeit habe, in den Ferien beispielsweise ist sie perfekt. Ich setze mich ganz anders mit dem Buch auseinander und die Buchbesprechungen, die dabei entstehen, sind mit meine liebsten. Ihr braucht hierfür am besten euer Lesejournal, wenn ihr eines habt, Stifte, leere Blätter und Post-Its.

Erstmal zeige ich euch noch kurz, wie ich meine Rezensionen einteile.

Vor dem Lesen | kleiner Abschnitt » Erwartungen, Grund für den Kauf etc.
Während dem Lesen | grosser Abschnit » Gedanken zu bestimmten Stellen, Schreibstil etc. laufen lassen
Nach dem Lesen | grösster Abschnitt » Reflektion des Gesamten

Ich beginne damit, mir bereits während dem Lesen Notizen zu machen, Gedanken, die mir zufliegen oder Dinge, die ich nicht vergessen möchte. Referenzseiten, alles, was mir einfällt. Ich mache dies am liebsten auf ein Post-It, ein grosses, welches ich hinten aufs Buch geklebt habe. So habe ich es immer dabei und kann mir jederzeit alles notieren - danach kann ich das Post-It einfach ablösen und weiterverwenden, heisst, ich übertrage sie in mein Lesejournal, ich mag es gerne säuberlich. Stattdessen kannst Du die Gedanken aber gleich in ein Lesejournal schreiben.


Nachdem ich das Buch dann gelesen habe, nehme ich mir Zeit für ein Brainstorming. So wild und blühend wie mir die Gedanken kommen, so schreibe ich sie auch auf ein Papier. Wenn ich  dann das Gefühl habe, ich bin wie ausgepufft, dann merke ich, dass ich wohl zu dem Punkt gekommen bin, an dem alles wichtige auf Papier geschrieben wurde. Danach nehme ich mir Post-Its zur Hand und schreibe je auf eines ein Gedanke, welchen ich  auf dem Papier finde. Auch hier findet sich also das Prinzip der säuberlichen Übertragung wieder. Zitate, welche ich mir notiert habe, kommen ebenfalls auf ein Post-It, allerdings eines einer anderen Farbe. Die Post-Its klebe ich dann an eine Wand und beginne, sie aktiv zu sortieren, was bedeutet, dass ich Gedanken zu Charakteren zu selbigen klebe und so weiter.



Meisten mache ich lange Linien gegen unten, und einzelne Aussage, die nicht dazu passen, klebe ich oben drüber. Und, ob ihr's glaubt oder nicht, danach übertrage ich das auch wieder und zwar auf ein neues Blatt. Wem das alles zu viel Zeitverschwendung und vor allem Papierverschwendung ist, kann auch einfach unterschiedliche Farben nehmen und mit denen die Sortierung treffen. Ich mag es nur, auch physisch immer einen Schritt weiter und ordentlich zu gehen und zu werden. Und dann - tatsächlich - beginne ich zu schreiben. 

 


Wieso das alles? Es gibt einige Gründe für diesen umständlichen Weg - abgesehen davon, dass ich ihn nicht als solchen empfinde, sondern als spassige Zeit. Ausserdem hat mir diese Methode geholfen, meine Gedanken zu sortieren und mir schön Zeit zu nehmen, diese auszuformulieren. Nach diesem ganzen Prozess hat man nämlich eine Art Baukasten voller Edelsteinen, die man dann wie in einem Puzzle sorgsam und passend zusammensetzen darf - anders kann ich es wirklich nicht beschreiben. Und was ergibt sich daraus? Eine schöne, dichte Rezension.
Anders, als wenn ich  einfach drauflos schreibe, gibt es keine Stellen, in denen einfach dahergeredet wird. Ich kann dann für mich von jeder einzelnen Stelle nämlich behaupten, dass sie einen Inhalt hat, meine Gedanken nämlich, und diese von ihrer besten Seite. Ich merke übrigens auch, dass der wirkliche Denkprozess schön reduziert wird - natürlich nicht im negativen Sinne, wie es sich anhört. Aber wenn ich eine normale Rezension schreibe, habe ich oft das Gefühl, etwas vergessen zu haben, oder, dass die Charaktere zu kurz kommen und der Schreibstil der Autorin von mir vernachlässigt wird. Und ganz ehrlich, das kann ich mir damit nun auch sparen. Ich habe weniger Mühe, eine kurze Phase zu haben, in der ich alle nur erdenklichen kreativen Ergüsse, die mir zum Buch einfallen, zu Papier zu bringen und nicht lange nach dem Nichtvorhandenen zu suchen. Meine einzelnen Kritikpunkte werden dadurch auch klarer, sauberer und schärfer - auf den Punkt gebracht.


Und wieder hoffe  ich  von ganzem Herzen, dass meine Schilderung dieser Methode Dir persönlich etwas gebracht hat. Natürlich würde ich mich ebenfalls wahnsinnig freuen, wenn Du ihr eine Chance gibst und mir erzählen magst, wie Du sie empfandest. Hab noch einen schönen Tag!

Liebst,
Mara

Die Rezension, von der das Bildmaterial etc. stammt, ist die von Jeden Tag ein bisschen mehr.

Mit Worten kann ich fliegen

04 April 2016

12 Kommentare Share this post


Melody ist elf Jahre alt und ihre grosse Leidenschaft sind Worte, sie saugt sie in sich auf, sie bedeuten ihr alles. Mit Worten formt sie alles, drückt sie sich aus, lernt sie und liebt sie. Allerdings gibt es eine Barriere, seit sie leben und denken kann. Ihre körperliche Behinderung verlaubt es ihr, zu sprechen oder zu schreiben. Melody könnte sich ausdrücken, aber sie kann es nicht. Melody wird unterschätzt, Melody wird ausgelacht, Melody wird zu ihrer Behinderung. Bis manche Menschen bemerken, dass sie so viel mehr als das ist und so viel mehr in sich  hat, dauert es eine Weile. Aber es ist Melodys Verdienst. Melodys Verdienst... und der Verdienst von Worten.

Und genau deswegen wollte ich von Melody lesen. Uns verbindet wohl die Liebe zu Worten, auch wenn sie ihr gezwungenermassen anders begegnet, als ich. Ich wollte wissen,wie man etwas lieben kann, was man vielleicht gar nicht besitzt. Eine Liebe, die man nicht auf die 'normale' Weise ausleben darf. Ich habe sie natürlich unterschätzt, ich bin kein wenig besser als die Menschen, denen Melody begegnet. Denn in ihrem Kopf ist die Liebe zu Worten vollständig da. Melody kann fühlen und Melody kann denken. Weil Liebe von Sinnlichkeit geführt wird, ist Melody vollständig im Takt, zu lieben. Vielleicht erwartete ich einen Schreibstil, der poetisch von dieser Liebe erzählt, aber dem war nicht so. Der Schreibstil war manchmal fast ruppig - Melody erzählt auf unmittelbare Weise von ihrem Leben und Denken und verschont die Leserinnen und Leser dabei nicht. Das hat sie auch nicht nötig. Sie erzählt und erzählt, und man hört ihr gerne zu. Weil ihre Begeisterung scheinbar in der Luft zu stehen scheint, oder schlicht und einfach, weil sie gut erzählen kann. Und es gibt noch einiges, was Melody kann, das begreift man als Leserin schnell. Und ehe man sich versehen kann, fühlt man mit Melody mit, fühlt sie und ihr Wesen, welches oft verletzt wird. Wie diese kleine, auf den ersten Blick vielleicht unscheinbare Protagonistin ihren Willen durchsetzt, ist wohl eine Inspiration und Motivation für jeden, der ihre Geschichte liest. Ich bewunderte ihre Stärke und wie sie zutiefst ehrlich von den Höhe- sowie Tiefpunkten ihres Lebens berichtet.



Man fühlt sich ziemlich schnell mit Melody verbunden, aber wie so oft passieren mir Denkfehler. Für manche Bruchteile denke ich mir 'Wieso macht sie denn nichts'?, während ich komplett ausblende, was ihre wortwörtliche Behinderung ist. Aber das ist in Ordnung, denn dann immer wieder traf es mich mit voller Härte. Ich  wurde mir augenblicklich bewusst, dass nicht alles mit ihr stimmt, und zwar für den Rest ihres Lebens. Und es wird auch ein grosser Teil ihres Lebens erzählt, von frühauf bis sie jugendlich ist - sie durchläuft alles und manchmal bekam ich diese Sprünge nicht mit, was mich aber nicht sonderlich störte. Schlussendlich zählen in diesem Buch für mich die Worte und für Melody die Handlung, und diese Beziehung verläuft tatsächlich absolut harmonisch ab.



Sharon M. Draper ist eine vielfach ausgezeichnete US-amerikanische Autorin. Auch 'Mit Worten kann ich fliegen' hat bereits zahlreiche Preise gewonnen und ist ausserdem ein New York Times Bestseller. Draper lebt in Cincinnati, Ohio, wo sie 25 Jahre lang als Englischlehrerin tätig war.

Ueberreuter / 320 Seiten / Gebunden / 14.95 Euro [D]
'Out Of My Mind' / Englisch / übersetzt von Silvia Schröer

Weitere Ausgaben: Auch im Fischer Verlag als Taschhenbuch erhältlich namens 'Out Of My Mind - Mit Worten kann ich fliegen'

Enter your keyword