Nous 3 ou rien, Skizzen von Lou, Worlds Apart | Filmbesprechung

15 März 2017

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Nous 3 ou rien

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Mara: 'Nous 3 ou rien'  ist ein Film, der mich ganz tief berührte. Er erzählt die wahre Geschichte der Eltern von Kheiron, welche im Film spielt und auch ihr Leben in das Drehbuch umwandelte. Ein ziemlich unglaubliches Leben.
Der französische Film kam eine Woche nach den Anschlägen in Paris ins Kino und wurde, fast wie als Zeichen, total gestürmt. Kheiron ist eigentlich Komödiant und weiss die oftmals brutale Geschichte mit subtilem und wunderschönem Humor zu schmücken. Dabei entsteht ein feinfühliges Meisterwerk, dass wohl jedem Tränen und herzhafte Lacher, Schockmomente und Gänsehaut entlocken wird.
Die Geschichte beginnt im Iran und bei der Politisierung in der Studienzeit. Unser Protagonist wird mit seinem Bruder dafür zu 10 Jahren Haft verurteilt, unter dem Schah Pahravi. Gefängnis bedeutet auch - Folter. Diese bekommt jedoch glücklicherweise nicht allzu explizit mit. Auf den Schah folgte dann die 'islamische' - islamistische Revolution unter Chomeini, welcher Hetze auf Ungläubige und Oppositionelle ansetzt. Der Film erzählt nicht nur die Geschichte einer Familie, sondern auch die eines Landes, die einer Diktatur (somit leider auch die vieler Länder). Kheiron selbst summiert schön: der Film beruht nicht auf einer wahren Geschichte, er ist eine wahre Geschichte. Ich habe den Film gleich zweimal hintereinander gesehen, weil ich ihn so toll fand. Und ich sage es immer wieder - er ist ein wahres Meisterwerk.

Skizzen von Lou

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Mara: 'Skizzen von Lou' ist ein schweizerdeutscher Film, und was für einer. Normalerweise würde ich nicht unbedingt einen Film empfehlen, den der Grossteil unseres Publikums nicht verstehen würde, aber es gibt ja Untertitel, und 'Skizzen von Lou' ist absolut sehenswert. Für mich persönlich kam alles nochmal authentischer rüber, die Sprache ist die, die ich im Alltag verwende, die Ausdrücke oft ähnlich, die Kulisse - Zürich im Sommer - so vertraut und heimelig.
Aber das alles nimmt sich dieser Film gar nicht zum Thema. Es ist vielmehr eine unkonventionelle Liebesgeschichte über eine junge Frau, die zwar mit ihren dreissig Jahren mitten im Leben steht, und doch irgendwie nicht - von der Vergangenheit gejagt wird sie sehr introvertiert und öffnet sich gegenüber Aro, mit dem sie zur Abwechslung mal eine längere Beziehung hat, der ein wenig älter als sie ist und Künstler - Skizzen von Lou fertigt er nun, versucht, sich ihre komplexe Persönlichkeit zu erklären und so driften sie von einander ab, um wieder zueinander zu finden. Solche Hin-Und-Hers mag ich eigentlich nicht wirklich, aber hier hat mich der Film in allen Ebenen überzeugen können und wirklich berührt. Wunderschöne Aufnahmen sind dabei entstanden. Es ist ein kleiner, ein ruhiger Film, wie eine zarte Blüte. Aber manchmal muss man die eher betrachten, als grosse, künstlich gewachsene Orchideen, finde ich zumindest. Und deswegen hat mich der Film auch mal wieder ermuntert und mir gezeigt, dass es mir genau darum geht. Nischenfilme, Nischenbücher zu entdecken, Kunst, die nicht grossgezeugt und gehypt werden, sondern Wunderwerke wie dieser hier.

Worlds Apart

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Mara: ...das könnte man hier nicht ganz so sagen. In seinem Ursprungsland Griechenland wurde dieser Film öfters als Star Wars im Kino gesehen, und das hat seinen Grund, dem ich jetzt mit euch gerne auf die Spur kommen würde. Gut, jetzt sind es etwa 12 Stunden später, ich komme vom Kino und von einem schönen Abendessen, welches ich gar nicht so richtig geniessen konnte, weil ich mich nach dieser Wucht von Film gar nicht mehr einkriegen konnte. Im Moment lerne ich viel über bestimmte Länder über Kultur, Filme, Bücher und Ausstellungen. Worlds Apart zeigt das aktuelle Griechenland unglaublich authentisch auf, alle Krisen und wie die unterschiedlichsten Menschen darauf reagieren. Es ist eine dreiteilige Liebesgeschichte, welche man nicht irgendwie komprimieren könnte. Denn dadurch bekamen wir völlig unterschiedliche Generationen und Schichten mit und wie sie mit dem Schrecken und Leid umgehen, der Film ist also unglaublich vielschichtig und verschönert nichts - man bekommt sehr vieles genau mit, wie man es eigentlich nicht mitbekommen wollte. Genau diese Ehrlichkeit ist es, die ich am europäischen Art-House-Kino so liebe. Und Worlds Apart ist sicher keine Ausnahme - oder irgendwie schon, denn er scheint unübertrefflich. Trotzdem gab es auch hier einige kleine Punkte, an denen ich Kritik ansetzen könnte. Beispielsweise war die Filmmusik so pompös, dass sie wie aus einem Hollywood-Liebesfilm entführt schien, und diese lauten Tönen überspielten manchmal fast die kleinen, zärtlichen Nuancen, welche die Filmkunst von 'Worlds Apart' so stark ausmachen. Schön war aber auch der Bezug zur Literatur. Die Kraft der Liebe wurde in Griechenland gezeigt, und so kam Gott Eros immer wieder zu Wort oder zu Bedeutung, genauso wie die mythische Geschichte hinter ihm - wie ein Band schlang sie sich durch unsere Protagonistinnen, die vor grossen Lebensveränderungen standen. Sei es wegen Griechenland selbst oder wegen der Liebe.
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