livresque amitié | mit anderen worten ich

08 April 2016

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Wir suchen uns Bücher aus, die uns faszinieren und lesen diese dann gleichzeitig. Während und unmittelbar nach dem Lesen behalten wir unsere Gedanken nur bei uns und widmen sie einzig einem Notizbüchlein. Später tauschen wir dieses dann aus um an der Meinung der jeweils anderen teilzuhaben. Hier erfahren wir dann, ob wir das Gelesene gleich empfanden oder ob es Differenzen in unseren Ansichten zum Buch gibt. In den folgenden Beiträgen dieser etwas anderen Buchbesprechung werden auch die Seiten unserer schwarzen Notizbüchern abgebildet, damit auch ihr als Aussenstehende zwei direkte Auffassungen von ein und demselben Buch zu lesen habt. Wir sind wahnsinnig gespannt auf dieses Experiment. mehr über livresque amitié


Samantha hat eine Zwangsstörung, welche ihre Gedanken einnimmt und diese zu etwas von ihr verhasstem macht. Dabei wären diese Gedanken anders ganz schön brauchbar. Zum Beispiel in einem Gedicht. Und zum Glück kommt Sam im Laufe des Buches auch noch  dazu, ihren Worten auf diese Weise Ausdruck zu verleihen; sie stösst auf einen geheimen Dichterclub unter der Schule und gleichzeitig auf Freunde. Die so ziemlich  anders  sind, als die, die sie bisher hatte. Nur stellt sich jetzt die Frage, wer die richtigen Freunde sind. Und auch, ob das alles das richtige für Sam ist. 




Gleich beim zweiten Buch, welches wir gemeinsam lesen, stossen unsere Meinungen aneinander, etwas, das nur selten der Fall ist. Unsere Bewertung ist jeweils zwei Monde von der anderen entfernt. Nichtsdestotrotz können wir wohl beide sagen, dass wir die Geschichte oder einige ihrer Aspekte genossen haben. Wir haben uns dieses Mal dafür entschieden, die Besprechung in Form eines Schreibdialogs auszuführen, welcher vor allem für mich sehr aufschlussreich war, da wir uns zu diesem Zeitpunkt nicht am selben Ort empfanden. Für das authentische Feeling bekommt ihr diesen hier exklusiv und ohne jegliche Zensierungen zu lesen. 

M: Wir haben das Buch unterschiedlich bewertet. Ich denke, das liegt daran, dass es uns unterschiedlich berührt und in einer anderen Stimmung abgeholt hat.
A: Das glaube ich auch. Um meine Meinung vielleicht noch einmal deutlicher auszudrücken, ich fand das Buch nicht schlecht. Ich fand die Idee dazu und all die Gedanken und Worte und Gefühle und all die Liebe wunderbar, faszinierend. Doch meiner Meinung nach hat es an der Umsetzung gehapert. Ich fand es nicht richtig auf den Punkt gebracht - irgendetwas hat gefehlt, was halt schwer zu beschreiben ist. - Das Echt, das Glaubwürdige...
M: Ich kann dich  gerade in diesem Punkt gut nachvollziehen. Manchmal empfand ich das, was ich las, auch als ein bisschen... 'wenig'. Und irgendwie erinnerte mich das Buch auch an einige andere Bücher. Ich bin mir ja immer unschlüssig, ob dies ein positives oder negatives Zeichen ist.
A: Ich denke, dass es sowohl positive als auch negative Aspekte hat. Vielleicht erinnert es einem an ein Buch, welches man besonders mochte und einem besonders eingefahren ist, oder es erinnert einem daran, wie viele Bücher es doch gibt, welche dem momentanen Buch so stark ähneln.
M: Genau. Irgendwie konnte ich  die Stimmung und die gesamte Szenerie mit früheren, durch Gelesenes entstandene Bilder verbinden. Und in diesem Moment, dem des Lesens, füllte mich dies besonders aus. Aber gerade auch danach wurde ich mit der Zeit immer kritischer im Bezug auf das Buch und ich denke, mit einem grösseren zeitlichen Abstand hätte ich das Buch auch anders bewertet.
A: Ich war allerdings eher erstaunt, dass mich das Buch nicht so richtig mitgerissen hat. Ich schwimme leidenschaftlich gerne, ich liebe Worte - genau wie Sam. Doch irgendwie war sie mir einfach nicht gesamthaft sympathisch und das erschwerte das Lesen für mich sehr. Irgendeine Sympathie zu den Protagonisten ist bei mir ein Muss. Oder das genaue Gegenteil - eine von der Autorin gewollte Antipathie, das wäre mal was!
M: Ich glaube, gerade weil wir Worte so lieben und weil sie immer mit Büchern und so vielem mehr verbunden sind, ist es wahnsinnig schwer, diese in ein Buch zu stecken und unseren Ansprüchen zu genügen. Übrigens wollte ich noch anfügen, dass ich das Buch aber passender für jüngere Leserinnen empfand. Dabei meinte der Verlag ja eigentlich, es wäre fast schon Belletristik für Erwachsene. Wie siehst Du das? Und deiner letzter Punkt mit der gewollten Antipathie verfolgt mich auch schon lange. Im Bezug dazu fällt mir immer 'Bevor ich sterbe' von Jenny Downham ein, ein Lesetipp so nebenbei.
A: Ja, ich stimme Dir hier in allem zu. Diejenige Auffassung von Worten die wir haben, hhat halt nicht jeder. (Wir sind eben schon zwei ganz spezielle Wesen Mara!!) Auf jeden Fall ein Kinderbuch. Also schon auch gut geeignet für Jugendliche, ich finde es sogar ein klassisches Jugendbuch, aber eben für jüngere Jugendliche, also fast schon ein Kinderbuch. Für diejenigen, die sich lieber an Erwachsenen-Literatur orientieren wollen, scheint es, als versuche das Buch für Ältere zu sein, als es tatsächlich ist.
M: So kam es mir eben auch vor! Ich habe das Buch gerne gelesen, aber es fühlte sich nicht richtig für mein Alter an, wie schon erwähnt fühlte ich mich in die Vergangenheit zurückversetzt. Ich kann demnach nicht verstehen, warum das Buch für unser Alter gedacht ist. 
Aber ich habe noch eine andere  Frage. Wie empfandest Du Tamara Ireland Stones Umgang mit Stereotypen? Sie waren im Buch ja deutlich vorhanden, gerade die Ausgangssituation, in der Sam sich in der Clique der blonden, beliebten Mädchen befindet, die aber eigentlich nur Intrigen verbinden. Irgendwie ging die Autorin aber doch  anders damit um und kontextualisierte diese Stereotype auch passend für das Buch, finde ich. 
A: Ich fand die Lösung auch passend fürs Buch, aber das heisst nicht, dass sie mir gefallen hat. Ich  finde dadurch, dass die Autorin so einen typischen Charakter für Sam gewählt hat, hat sie sich selbst eine Falle gestellt. Jegliches Ende wäre für mich voraussehbar oder typisch und passend gewesen. Und für dich? Ist jetzt halt schwierig, enger darauf einzugehen - wir wollen schliesslich nicht zu viel vom Buch verraten...!
M: Da hast Du recht. So richtig überzeugt war ich von ihrer Umsetzung eben auch nicht. Aber wir können ja von 'dem Plot' sprechen. Der hat mich unerwartet getroffen, das muss ich zugeben. Aber danach, mit der Zeit, war er für mich irgendwie doch voraussehbar oder jedenfalls ziemlich gut vorstellbar im Voraus geworden. 
A: Fand ich auch, ja. Mehr hab ich gar nicht zuzufügen. Thema Zwangsstörung; ein ständiger Begleiter von Sam. Kam ihre Krankheit glaubwürdig rüber für Dich?
M: Hier muss ich ähnlich antworten. Ich finde es super spannend und wichtig (und neu!), dass ein solches Thema wie Zwangsstörungen in Jugendromane integriert werden. Jedoch fand ich gerade hier die Umsetzung auch alles andere als brillant. 
A: Liege ich richtig damit, dass Du immer kritischer wirst? Ich glaube, je genauer man hinschaut, desto mehr merkt man, wo es noch Lücken hat...
M: Tust Du absolut. Ich habe ja erklärt und auch realisiert, dass ich meinen Lesespass mit dem Buch habe. Aber es führt sich viel erwachsener und tiefgründiger auf, als es dann eigentlich ist. Ich meine, es beinhaltet viele gute Ideen seitens der Autorin, aber wie sie diese umgesetzt hat, macht das fast wieder wett.
A: Du sagst es - hab Dich lieb!





Ein wunderschönes Buch für junge Jugendliche mit schönen Themen. Die Umsetzung holpert leider ein wenig und im Moment entspricht es uns nicht mehr, ist aber trotzdem eine gute Abwechslung zu unserem üblichen Lesestoff.

☾☾☾    / ☾☾☾
Mara / Anaïs


Magellan / 340 Seiten / Gebunden / 16.95 Euro [D]
4 Kommentare
  1. Wieder ein total toller Beitrag von dir/euch. Finde es super interessant, eure Buchbesprechung hier nachlesen zu können. Mir persönlich gefällt das sogar viel besser, als eine gewöhnliche Rezension. Ich möchte meist gar nicht so viel vom Inhalt wissen, sondern finde solche Gedanken, wie ihr sie hier aufgeschrieben habt, viel spannender. Von dem Buch werde ich wohl besser die Finger lassen, aber auf den nächsten Teil dieser Reihe von euch freue ich mich jetzt schon :)

    Liebe Grüße
    Jennifer

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    1. Liebe Jennifer,
      Danke dir vielmals und mehr für deinen lieben Kommentar. Es freut auch uns einmal eine etwas andere Rezension zu veröffentlichen! Wir freuen uns schon auf unser nächstes Buch, wir haben es heute in der Post gefunden! Ich habe ganz neu auch einen Blog vielleicht magst du auch da mal rein schauen, ich werde auch livresque amitié Beiträge posten in Zukunft! Wir freuen uns dich als begeisterte Leserin von unserem Format begrüssen zu dürfen.

      Allerliebst, Anaïs und Mara

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  2. Liebe Mara,
    das ist aber eine schöne Idee! Gerade habe ich mit einer lieben Bloggerin eine Leserunde auf meinem Blog gemacht, aber das ist mal wirklich süß. Und wie unterschiedlich Eure Bewertung dann zum Schluss, ist auch interessant. Mir gefällt dieser Austausch.
    Das Buch gefiel mir sehr, aber komplett begeistert war ich auch nicht.

    LG
    Sandy

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    1. Liebe Sandy,
      Vielen Dank für deinen lieben Kommentar, freut uns sehr zu hören, dass dir unser Austausch gefällt! Hinter diesem Format steckt viel Liebe umd Herzblut und wir freuen uns das nächste Buch welches heute bei uns eingetroffen ist zu lesen.

      Liebst,
      Anaïs und Mara

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