Stadt der Lügen von Ramita Navai | Buchbesprechung

04 März 2018

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Um in Teheran zu überleben, muss man lügen. Denn im »Gottesstaat« Iran spielt sich das Leben im Verborgenen ab. Schulmädchen tragen unter dem Tschador Jeans und Turnschuhe, untreue Ehemänner pilgern nicht nach Mekka, sondern nach Thailand, brave Hausfrauen drehen Pornofilme, Mul- lahs sagen per Handy die Zukunft voraus, und beim Schönheitschirurgen werden nicht nur Nasen gerichtet, sondern auch Jungfernhäutchen wiederhergestellt. Ramita Navai erzählt von den abenteuerlichen Doppelleben der Menschen und entwirft ein faszinierendes Porträt einer Stadt, die ihren Schleier nur ungern lüftet.



Bücher mit Geheimnissen haben mir schon immer gut gefallen, sie verleihen eine Atmosphäre, die unverwechselbar ist. Stadt der Lügen ist auf jeden Fall sehr atmosphärisch, ich hatte lauter Bilder des unverwechselbaren Teheran vor Augen. Iran als Land interessiert mich sehr, wir haben eine Familienfreundin, die von da kommt und mir schon einiges erzählt hat und Stadt der Lügen konnte mir noch einmal einen ganz speziellen Winkel darauf geben, ich bin fasziniert und würde sehr gerne einmal dahin reisen. Die Religion interessiert mich, die andere Kultur, die vielen Unterschiede und der Mix zwischen Tradition und Moderne. Leider mit der aktuellen Situation und den vielen Protesten, ist es wohl nicht besonders günstig als Tourist*in in dieses Land zu reisen, aber irgendwann werde ich hoffentlich dahin finden und die Stadt mit eigenen Augen betrachten können.

Sex, Liebe und Tod - um das geht es tatsächlich in diesem Buch, es werden uns krasse Geschichte von Einzelpersonen erzählt, jede hat mich berührt und alle zusammen haben sie ein breites Bild der Stadt ergeben. Jede Geschichte ist unabhängig der anderen lesbar, aber als Gesamtwerk hat das Buch gut funktioniert. Natürlich interessiert einem bei einem solchen System die eine Geschichte mehr, als die andere, aber das ist ganz normal. Auf den les Buch noch einmal authentischer gemacht, was mir sehr gefallen hat. Fernweh, Reiselust und das grosse 'Dahinterschauen', das Ansprechen der Tabuthemen. Unvorstellbar für mich, was in dieser riesigen Metropole mit seinen Wolkenkratzer und Millionen von Menschen vor sich geht, ich konnte teilweise nicht glauben, was ich gerade gelesen habe. Die Religion scheint den Menschen in Teheran im Weg zu stehen, die Traditionen sind nun mal Traditionen, aber dennoch veraltet und trotzdem gehört sie dazu.

Besonders fasziniert hat mich in Stadt der Lügen die Geschichte der Hausfrauen, die heimlich Pornostars werden, das ist echt krass. Die ganzen Gesetze, die in diesem Land existieren und die so präsent sind, haben mich ebenfalls beeindruckt. Besonders das Gesetz der Sigeh-Ehe, der 'Ehe auf Zeit' hat mich total schockiert, dass es so etwas gibt! Bei diesem Gesetz ist man für einige Stunden verheiratet und danach löst es sich automatisch auf. Es wird auch als die Legitimation der Prostitution bezeichnet, viele Prostituierte machen von diesem Gesetz Gebrauch um sich zu schützen, sie haben immer Kopien der Ehescheine dabei. Ich war ganz aufgewühlt, als ich dieses Buch zu Ende gelesen habe, wie erschreckend zu sehen, was sich in dieser Welt alles hinter verschlossenen Türen abspielt, ich bin froh, habe ich einen kleinen Einblick erhalten


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2 Kommentare
  1. Klingt nach einem sehr spannend Buch,
    das würde ich mir gerne näher anschauen :)
    https://xoxoclaudia.blogspot.de/

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    1. Es ist auf jeden Fall sehr speziell und einmal was anderes!

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