Lesen auf Französisch

23 Februar 2018

2 Kommentare Share this post
Lesen in einer Fremdsprache ist auf alle Fälle anspruchsvoll, doch wer hätte es gedacht, mit etwas Geduld und einigen Tipps und Tricks ist es doch nicht besonders schwer ein Buch zu beenden und sogar zu verstehen! Ich nehme an, die meisten von Euch haben schon einmal ein Buch in einer Fremdsprache gelesen, in der Schule bestimmt, aber wahrscheinlich habt ihr auch schon in eurer Freizeit zu einem fremdsprachigen Buch gegriffen. Ich nehme an vorwiegend Bücher auf Englisch - so war es auf jeden Fall bei mir und bei den Leuten in meinem Umfeld. Nun habe ich aber bereits einige Bücher auf Französisch gelesen und möchte euch gerne in einer Art Guide mit Beispielen erklären, wie ich vorgegangen bin und was für mich am besten funktioniert hat. Selbstverständlich kann man diesen "Guide" auf jede beliebige Sprache anwenden, in der man bereits einige Grundkenntnisse hat. 

° Schritt 1: Buchauswahl °
Zuerst einmal geht es natürlich an die Auswahl des französischen Buches. Dafür geht man am besten in einen französischen Buchladen - das ist sowieso immer ein tolles Erlebnis, Buchhandlungen in anderen Städten zu besuchen, sich inspirieren zu lassen und vielleicht sogar deutsche Bücher in einer französischen Übersetzung zu entdecken. Vor zwei Jahren habe ich das beispielsweise in Paris gemacht: In der Strasse, in der wir gewohnt haben, gab es einen kleinen süssen Buchladen mit grosser Auswahl an Büchern. Ich bin dann zum Regal mit den Jugendbüchern gegangen und habe mir mehr oder weniger zufällig ein französisches Jugendbuch ausgewählt, das ich dann versucht habe zu lesen (leider hatte es mir nicht besonders gut gefallen und ich hatte keine Lust es fertig zu lesen).  Jugendbücher sind oft noch etwas einfacher zu verstehen als Belletristik - aber das variieret sehr. Eine andere Möglichkeit ist natürlich die, dass man sich einfach ein Buch auswählt, das man bereits in einer anderen Sprache gelesen hat. So muss man sich nicht besonders auf den Inhalt konzentrieren, sondern kann sich der Form und dem Vokabular widmen. 

Jetzt gerade, in der Zeit meines Austauschsemesters in Genf bin ich daran meine Abschlussarbeit auf Französisch zu schreiben. Ich bin erst am Anfang, deshalb kann ich noch nicht genau sagen, was es schlussendlich wird, aber ich möchte ein Theater schreiben und habe mir hierzu sechs Werke zur Inspiration gekauft. Sie gehen vom 17. bis zum 21. Jahrhundert und wurden mir alle von meiner Betreuungsperson oder Bekannten empfohlen. Das war mir sehr wichtig, da es mir ansonsten zu schade gewesen wäre, mich an diese doch zum Teil mühsame Arbeit zu machen, und dann erst noch ein schlechtes Buch zu lesen. Ich kannte mich selber nicht wirklich aus und war deswegen froh, dass die Entscheidung der Auswahl des Buches nicht bei mir alleine lag, sondern dass ich mich einfach beraten konnte - bis jetzt wurde ich auch nicht enttäuscht. 
° Schritt 2: Lesen °
Nun also geht der Lesespass los - oder sollte zumindest. Ich kann euch sagen: Es ist nicht einfach. Ich habe momentan das Glück die ganze Zeit mit der französischen Sprache umgeben zu sein, deswegen habe ich sie bereits im Ohr und es fällt mir so einiges leichter mich in die Geschichte hineinzuversetzen. Doch gerade auch deswegen ist es nicht besonders einfach sich quasi in der Zeit, die man mit sich selber verbringt noch zusätzlich mit Französischer Literatur zu befassen, was zusätzliche Konzentration erfordert. Deswegen: Ob in französischer Umgebung oder nicht, unbedingt daneben ein anderes Buch lesen, eines das keine Konzentration auf Sprache erfordert und einfach gelesen werden kann. Das ist eine super Abwechslung und hilft mir total - ich kann so quasi eine Pause vom Lesen machen, in dem ich ein anderes Buch lese, das mich nicht ermüdet. 

Normalerweise lese ich immer im Bus oder im Tram, ich bin viel unterwegs und nutze die Zeit gerne um in meinem Buch zu versinken, aber mit der französischen Literatur hat das gar nicht funktioniert. Das Beste ist nämlich, wenn ich an meinem Schreibtisch, auf einer Bank oder in einem Café sitze, links neben mir mein Mobiltelefon, das ich als Dictionnaire benutze und rechts einen Stift, mit dem ich die Traduction direkt ins Buch unter das jeweilige Wort schreiben kann. Für die Theaterstücke, die ich für meine Abschlussarbeit lese, habe ich zusätzlich noch einen Marker in der Hand, weswegen die wackligen Busfahrten wirklich nicht besonders geeignet sind... Ein solches Lesen erfordert viel Konzentration und Energie, bei mir ähnlich, wie wenn ich auf eine Prüfung lernen muss und mir die wichtigen Sache rausschreibe. Mit der Zeit komme ich aber immer mehr in einen Flow, ich schlage nicht immer wieder die selben Wörter nach, sondern schaffe es langsam mir die Übersetzung davon zu merken. Sobald ich ein Mobiltelefon neben mir habe, schaue ich tendenziell zu viele Wörter nach - ich finde das nicht besonders schlimm, da ich auch gerne möglichst alles verstehe, aber vieles erschliesst sich natürlich aus dem Kontext. Mir hat es also irgendwie geholfen die französische Literatur fast schon als Hausaufgabe zu sehen, die seriös zu erledigen ist, ansonsten ist nichts des Gelesenen in meinem Kopf geblieben. 
Was mir sehr hilft ist Wikipedia. Ich weiss, jeder Lehrer hält einem davon ab, diese Seite zu benutzen, aber zur Zeit finde ich sie sehr praktisch, muss ich sagen. Fast zu jedem Buch (besonders natürlich Klassiker) gibt es da nämlich einen eigenen Eintrag mit einer Inhaltsangabe und Analyse. Momentan lese ich nur Theaterstücke und nach jedem Akt gibt es lese ich den deutschen Wikipedia Artikel dazu, um sicherzustellen, dass ich alles richtig verstanden habe. Einen weiteren Trick habe ich wohl unbewusst angewendet: Ich habe zwei Stücke von Molière gekauft und sie hintereinander gelesen. Das war gut, weil ich mich so erstens an das Vokabular und die Art des Schreibens dieses Autors gewöhnen konnte, aber auch weil ein Buch wesentlich einfacher zu verstehen war als das andere. Ich habe zufällig mit einem begonnen - dem Schwereren. Ich war schon stolz, dass ich das relativ gut hinbekommen habe, und mit dem zweiten fiel mir der ganze Prozess noch einmal um einiges leichter. Erfolgserlebnisse spornen an! 

Ansonsten: Nehmt euch Zeit und seid geduldig. Ihr braucht anfangs viel länger ein Buch in einer Fremdsprache zu lesen als gedacht. Macht genügend Pausen und lasst euch nicht zu schnell unterkriegen. Falls es nicht klappen mag: Ihr könnt das auch zu einem späteren Zeitpunkt probieren, oder ein anderes Buch auswählen, aber wie sagt man so schön: Übung macht den Meister. 

Ich hoffe, das hat euch etwas weitergeholfen. Viel Glück!
2 Kommentare
  1. Viel Glück bei deiner Abschlussarbeit!
    Wenn ich in einer Fremdsprache lese, dann ist es Englisch, da ich ansonsten keine Sprache so gut beherrsche, dass ich sie zum Lesen nutzen kann. Ich mag die Englischen Bücher sehr gerne, da es so viele Adjektive gibt die eine Situation oder ein Gefühl ganz genau beschreiben.
    Viele Grüße, Anne

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke viel Mal liebe Anne! Das stimmt, im Englischen (und auch im Französischen!) gibt es eine tolle Reihe an Adjektiven, die wir im Deutschen gar nicht zu besitzen scheinen. Schade eigentlich... Ich wünsche Dir von Herzen ein schönes Wochenende mit vielen Lesestunden! Anaïs

      Löschen

Wir lieben Kommentare - Rückmeldungen, konstruktive Kritik und natürlich auch Lob.
Allerdings wird Spam und anderes sofort von uns gelöscht!

Enter your keyword