die attentäter | livresque amitié

05 Februar 2017

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Cliff, Alain und Margarete. Aufgewachsen im selben Berliner Haus, verbindet dir Ring tiefe Freundschaft und Liebe. Doch Cliff hadert mit der Welt, in der es ihm nicht möglich scheint, seinen Platz zu finden. Als er zum Islam konvertiert und mit einer radikalen Gemeinde in Kontakt kommt, versuchen Alain und Margarete, ihn davon abzubringen - aber Cliff entzieht sich ihnen und verschwindet in den Nahen Osten. Ein Jahr später ist er zurück. Hat er sich geändert, wie Alain und Margarete hoffen? An Weihnachten überschlagen sich die Ereignisse in Berlin, und am Ende ist nichts mehr, wie es vorher war.



Mara: Für mich war es schon immer sehr schwierig, Antonia Michaelis Bücher und deren Magie in eigene Worte zu fassen - denn diese können nie für die sprechen, die in ihren Romanen stehen. Sie schafft in ihren Büchern Welten und Charaktere, in denen man versinkt, man findet keinen Halt mehr in den Büchern und wird komplett in einen Bann gezogen und vergisst die Zeit beim Lesen. All das passierte mir noch nie stärker, als wenn Michaelis gekonnt Figuren aufeinander treffen lässt und ihren Lebensweg für uns skizziert. Der Lebensweg der drei Protagonisten von 'Die Attentäter' ist natürlich auch kein üblicher, sondern aussergewöhnlich, was mitunter auch mit den aussergewöhnlichen Eigenschaften der drei zu tun hat. Sie alle sind speziell und von einer Schönheit, die nur ganz schwer in Worte zu fassen ist, aber genau das schafft Michaelis. Sie schafft es, Mitgefühl (und kein Mitleid!) in uns hervorzurufen, für Menschen, die wir sonst niemals verstehen können. Sie schafft es, Grenzen verschwinden zu lassen und uns unsere Moralvorstellungen hinterfragen zu lassen. 
'Attentat' kommt aus dem lateinische 'temptare', was mitunter befühlen heisst. Und genau das schafft sie vor allem - sie lässt uns fremde Leben befühlen, und dabei schenkt sie uns ganz viel zum mitnehmen. Das Buch hat für mich viel verändert und mich vieles anders sehen lassen, denn ich zumindest befühlte auch mein Leben danach ganz anders. 'Die Attentäter' ist nicht nur der Beweis für Antonia Michaelis Magie, sondern hat auch eine unglaubliche politische Relevanz, nicht nur in Zeiten wie diesen. Ich möchte ich herzlich für diese wunderbare und mitreissende Lektüre bedanken




Anaïs:  Soeben habe ich die Attentäter fertig gelesen und schreibe jetzt mit Tränen in den Augen meine Gedanken nieder. Ich habe selten ein Buch gelesen, das mich so mitgenommen hat, wie dieses von Antonia Michaelis. Es ist nach dem Märchenerzähler das zweite Buch, das ich von ihr gelesen habe. Damals konnte sie mich nicht richtig überzeugen, doch spätestens jetzt bin ich ein riesiger Fan von ihr geworden. Mara schwärmte mir lange von diesem tollen Buch vor , trotzdem habe ich mich lange davor gedrückt. Ich brauchte mehrere Anläufe endlich damit zu beginnen und musste mich auch erst einmal etwas reinlesen. Doch dann hat mich die Geschichte und der Schreibstil von Antonia Michaelis abgeholt und mich getragen - immer weiter. Jede Seite verschlang ich wie eine Droge, nahm den Inhalt in mir auf, fieberte mit der Geschichte mich, freundete mich mit den Charakteren an. Ich lebte mit ihnen, sie zogen mich, das Buch nahm mich extrem mit. Zu einem grossen Teil hat das natürlich damit zu tun, dass das Thema des IS und des Terrors brandaktuell  ist und unsere Gesellschaft jedes Mal aufs neue erschüttert. Ich bin beeidruckt, dass Antonia Michaelis diese Welt so real schildern kann. Die Geschichte ist extrem verschachtelt, aus unzähligen kleinen Storys zusammengesetzt und aus drei Sichten erzählt. Eine literarische Höchstleistung. Das Buch wurde 2015 geschrieben. Ich habe es im Januar/Februar 2017 gelesen. Im Dezember 2016 - ein Jahr später - sind genau solche Attentate in Berlin traurige Tatsache geworden. Die unglaubliche Ähnlichkeit dieser Terroranschläge hat mich mitten ins Herz getroffen. Das muss auch für die Autorin ein unglaublicher Schock gewesen sein, als hätte sie eine Anleitung für die Terroristen geschrieben.  Auf eine gewisse Weise hat mich die Attentäter auch an Peer Martins Sommer unter schwarzen Flügeln erinnert, weil beide Bücher auf ihre Art extrem prägend sind und die extreme Linke, sowie die extreme Rechte und die Flüchtlingskrise thematisieren. Die beiden haben jetzt bei Oetinger ein neues Buch herausgebracht - Grenzlandtage, das ich unbedingt lesen muss.



Vielen Dank für die Zusendung eines Rezensionsexemplars an den Oetinger Verlag.
2 Kommentare
  1. Hallo ihr beiden! :)

    Ich hab mir mal irgendwann darüber Gedanken ob ich das Buch lesen sollte oder nicht und dann geriet das Buch irgendwie in Vergessenheit. Jetzt nach euren Beitrag werde ich es mir noch mal überlegen.

    Ich wollte euch noch bescheid geben das ich euch auf meinem Blog zum TMI TAG getagt habe und mich freue würde wenn ihr es mitmachen würdet.

    Liebst,
    Renate

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    1. Liebe Renate,
      Wir hoffen, dass du inzwischen schon zu diesem guten Buch gegriffen hast!
      Wir haben uns sehr über deinen Tag gefreut, uns aber dazu entschieden, nicht teilzunehmen. Ich hoffe das ist okay!
      Ganz herzliche Grüsse,
      Anaïs

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