september 2017 | monatsrückblick

29 September 2017

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allgemein

Ich weiss nicht genau, wie sich die Spätsommer Stimmung da, wo ihr lebt, anfühlt, aber hier in Zürich ist sie ziemlich bedrückend. Radikal wurde es diesen September echt kalt und die gut verstauten Winterkleider mussten aus den Schränken hervor geholt werden, leider. Nichts von kälteren Sonntagen... Für mich verging der September wie im Flug - sehr viel gemacht habe ich auch nicht. Deshalb habe ich euch leider auch nicht besonders viel im Monatsrückblick zu erzählen, aber das ist wohl für einmal auch okay. Es muss ja nicht immer so viel los sein, oder? Wir beide haben diesen Monat auch sehr viel Zeit mit uns selber verbracht, alleine und dies teilweise sehr zu schätzen gelernt. Nächste Woche steht eine Projektwoche an und dann sind auch schon wieder Herbstferien, was wir beide sehr begrüssen, da wir wunderschöne Reisen geplant haben. Mara geht einmal mehr nach Paris und Anaïs verschlägt es zum ersten Mal nach Rom in Italien. Wie war euer September so?

Eine kleine Anmerkung zum Buchsalon KOSMOS haben wir allerdings an dieser Stelle noch. Demnächst wird das Ganze auch ausführlicher hier behandelt, wir freuen uns immer sehr über komplexen Diskussionsstoff! Die Buchhandlung hat in einem sehr gentrifizierten Bereich Zürichs aufgemacht und ist Teil eines kapitalistischen Konsumtempels, den wir so eigentlich nicht unterstützen. Die Europaallee in Zürich ist das Wahrzeichen vom neuen Yuppietum und verdeutlicht somit auch viel, gegen das wir stehen und informieren. Wir freuen uns jedoch, dass dieses Gebäude nicht bloss für weitere banale Läden verwendet wurde, sondern sich eher in Richtung eines Kulturzentrums verwandelt, dies halten wir für einen wichtigen Schritt. Ebenso befinden wir die Literatur darin für gut, wichtig und gedankenanregend. Es ist natürlich aus politisch linker Sicht ein Zwiespalt, ob man das KOSMOS unterstützen möchte, das verstehen wir absolut und sind gleicher Meinung. Jedoch möchten wir euch in diesem Segment gerne neue und unabhängige Buchhandlungen (in Zürich und aller Welt) vorstellen und damit ein Zeichen gegen ausbeuterische und noch viel kapitalistischere Angebote wie Amazon und Co. setzen, die wir einfach nicht gutheissen. Gentrifizierung und Aufwertung bleibt allerdings ein Problem und ist immer zu kritisieren, besonders wenn es um Mietpreise und Verdrängung geht, da gibt es nichts zu dulden. Neuartige Projekte, die Kultur jedoch fördern, begrüssen wir gerne.


bücher
anaïs:
Diesen Monat bin ich leider nicht besonders viel zum Lesen gekommen, aber dieses Buch hatte ich relativ schnell durch. Ich habe bereits eine Rezension dazu verfasst, mit Klick auf den Titel gelangt ihr zu ihr. Kunstblut ist ein Experiment und eine ganz neue Leseerfahrung. Es war echt spannend ein solch spezielles Buch zu lesen, auch wenn es mir nicht richtig gut gefallen hat. Die Aufmachung ist toll und die Abwechslung zu allen anderen Büchern hat mir gut getan. Ihr Buch polarisiert auf jeden Fall - das braucht Mut, und für den bewundere ich sie. 

Der Sandmann von E.T.A Hoffmann
Eine Schullektüre! Im Deutschunterricht haben wir Hoffmanns Sandmann rauf und runter besprochen und es hat mir tatsächlich recht gut gefallen. Das kleine Reclam Büchlein hat man sehr schnell durch, die Geschichte ist spannend und verrückt und bietet sehr viel Diskussionsstoff. Es ist wohl auch nicht jeder Manns Sache, aber es war auch hier einmal etwas anderes. 

Die Geschichte eines neuen Namens von Elena Ferrante
Ehrlich gesagt habe ich dieses Buch noch nicht ganz durch, aber schon seit zwei Wochen lese ich daran und finde es grossartig. Nächste Woche werde ich auf dem Blog eine Buchbesprechung der ersten zwei Bände online stellen und euch meine Gedanken etwas näher bringen. Ich bin Elena Ferrantes Stil verfallen und lasse mich liebend gern auf Lilas und Lenus Geschichten ein. Eine sehr langfädige Geschichte, aber es ist ja schliesslich auch ein ganzes Leben, das hier in mehrere Büchern erzählt wird, da darf man das. 

ausstellungen


mara:
Rebel Video im Landesmuseum

Bildergebnis für rebel video landesmuseum

Es gibt leider nicht allzu oft Ausstellungen im Landesmuseum (welches sich übrigens nicht in der Hauptstadt Bern, sondern hier bei uns in Zürich befindet!), die mich interessieren oder die ich im Nachhinein für gut befinde. Interessant fand ich jedoch Rebel Video. Thema der Ausstellung ist die Videobewegung der 70er-/80er-Jahre in Zürich, wie auch in anderen Schweizer Städten und London. Über Zürichs Videobewegung habe ich vor einiger Zeit einen sehr interessanten Vortrag verfolgt. Der politische Kontext der Achtziger heisst konkret 'Züri Brännt', auf Deutsch also 'Zürich Brennt'. Jugendkulturen in Zürich wurden geboren und zunehmend politisiert aufgrund zahlreicher Konflikte mit der Stadtpolizei und den politischen und kapitalistischen Machthaber_innen. (Übrigens ist da ein wichtiger Akteur der Zürcher Filmemacher Samir, der gemeinsam mit dem Sphère-Gründer das KOSMOS lanciert hat). Für die Ausstellung muss man sich viel Zeit nehmen, ausserdem ist es geschickt, eine Randstunde auszusuchen, sonst findet man nur schwer einen freien Kopfhörer und ein schmales Plätzchen auf den spärlichen Sofas. Danach aber taucht man in eine kreative und politische Welt ein. Die Videos waren für mich extrem aufschlussreich in diesen beiden Hinsichten: das Medium als künstlerischer Ausdruck und die politische Aussage dahinter - da wurde mir übrigens mal wieder klar, wie enorm sich aktuelle neupolitische rechte Strömungen die langjährige Protestkultur der linken Szene abkupfern. Neben den eigentlichen Werken gab es zu jedem auch ein Interview, und diese Verbindung war unglaublich interessant und hat den Blickwinkel nochmals deutlich geöffnet. Wer sich dafür im Kleinsten angesprochen fühlt, sollte definitiv vorbeischauen. Ein Plus: für unter 18jährige ist der Eintritt gratis!


lesungen
mara:

Taiye Selasi im Literaturhaus Zürich

Im September wurde ich anlässlich meines Geburtstags von einer lieben Freundin zu einer Lesung eingeladen. Taiye Selasi, Verfasserin des Buches 'Ghana Must Go' (engl.) / 'Diese Dinge geschehen nicht einfach so' (dt., Fischer Verlag) hat nicht nur aus dem Buch vorgelesen, sondern auch viel geredet und etliche Fragen beantwortet. Das Buch lese ich momentan und ich geniesse es sehr. Vor ca. einem Jahr an der Frankfurter Buchmesse wurde es mir von unseren Fischer-Verlag-Kontaktpersonen in die Hand gedrückt mit der dringenden Message, dass ich dieses Buch lesen müsste. Leider kam ich bisher noch nicht dazu, aber nachdem ich diese leidenschaftliche Frau sah, die so viel Herzblut in ihre Ausführungen und ihren Ausdruck steckt, war es für mich ganz klar. Ich möchte mich an dieser Stelle einmal mehr für diese tolle Einladung bedanken!

theater


Theater haben wir diesen Monat beide keines gesehen. Allerdings sind wir dabei, eins selbst zu entwickeln. Eine gute Freundin von uns schliesst dieses Jahr noch das Gymnasium ab und im Rahmen davon gilt es, eine Maturarbeit zu verfassen (Matura ist übrigens das Schweizerische Äquivalent zur deutschen Abitur!). Hier ist man bei der Themenwahl und der teilweise künstlerischen Ausführung völlig frei, und da das Theater auch von ihr eine grosse Leidenschaft ist, hat sie sich dafür entschieden. Die Requisiten und Hauptakteure (neben uns natürlich) sind lediglich Stühle. Passend dazu haben wir recherchiert und Ionescos wichtiges und berühmtes Werk (ha, Bildungslücke!) 'Die Stühle' gefunden - uns aber bewusst dagegen entschieden, es zu lesen, aus Angst, dass unterbewusst Dinge übernommen werden könnten, die einem Plagiat ähnlich kommen würden. Vielleicht kennt aber jemand von euch das Stück oder hat es schon gesehen? Dann freuen wir uns sehr über einen Bericht! Gerne könnt ihr uns direkt auch mailen: wonderfulnothingelse@gmail.com

politisches

mara:

Einladung in Fernsehsendung 'Arena', Thema Grenzen
Anaïs' Eltern sind beide beim Fernsehen tätig, und das kommt immer wieder mit einigen Vorteilen. So wurden wir zu einer Fernsehsendung namens Arena, welche immer wieder brisante Themen mit zahlreichen Gästen im politischen Bereich diskutiert und auch einige Live-Zuschauer_innen versammelt, eingeladen. Anaïs wurde dann kurzfristig krank, und so habe ich alleine mit einer Freundin die Sendung live verfolgt (vor dem Fernseher war sie natürlich auch dabei). Die Diskussion war jedoch wenig aufschlussreich und hat auch nicht allzu viele neue Argumente geboten. Im Gegenteil: gerade durch Gastbeiträge wurde mir mal wieder bewusst, wie reaktionär und politisch unaufgeklärt ein Grosssteil der Schweizer Bevölkerung doch nur ist! Schon nur die sehr frequente Benutzung des Begriffs 'Asylant_in' hat mich wahnsinnig traurig gemacht. (Für alle, die nicht Bescheid wissen: dieser Begriff ist politisch rechts konotiert und sollte deshalb nicht benutzt werden. Es gibt jedoch auch andere Begriffe wie 'Flüchtlinge', die zahlreiche Menschen bloss auf dieses Erlebnis der Flucht reduzieren. Alternativen gibt es leider wenige, wir plädieren auf 'Menschen mit Migrationshintergrund' oder 'Asylsuchende'. Die deutsche Sprachbenutzung zum Flüchtlingsthema ist extrem divers und gerne schreiben wir auch separat nach einiger Recherche einen Beitrag darüber!)
Es war ein interessantes Erlebnis wofür ich sehr dankbar bin, aber inhaltlich konnte ich leider eher wenig mitnehmen.


Und zuletzt ein Augenblick, der uns extrem glücklich gemacht hat. Am 15.September 2017 um exakt 20h20 lief Nekane aus dem Gefängnis. Herzlich Willkommen <3 Endlich! Für mehr Infos, denn der Kampf um politische Gefangene ist leider noch lange nicht vorbei: www.freenekane.ch

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