Es ist naheliegend, für euch feministische Literatur zusammenzufassen. Denn so viel wir davon auch lesen, es gibt keinen Guide dazu, jedenfalls haben wir keinen gefunden und wurden schon das ein oder andere Mal gefragt, ob wir nicht etwas in Richtung Feminismus empfehlen können. Das tun wir eigentlich mindestens einmal im Monat, die Kategorie versammelt verschiedene Beiträge zum Thema, aber da sind nicht nur Bücher, sondern auch Filme oder sogar Erlebnisse darunter. Das Ganze wird aber eben regelmässig von uns gefüttert und deswegen möchten wir euch
hier zu all unseren Beiträgen unter dem Thema Feminismus schicken. Das heute wir nur ein Guide zum Thema Feminismus in der Literatur, ist natürlich nicht vollständig und wird von uns auch aufgefrischt. Falls ihr interessante Bücher zum Thema findet, die ihr uns empfehlen wollt, freuen wir uns natürlich sehr darüber, genau wie über jegliche Anregung!
Es gibt ganz viele und unterschiedliche Werke, die einen Einstieg ins komplexe und wichtige Thema Feminismus bieten. Alle nähern sich dem Feminismus auf eigene Art, alle sind lesenswert. Wir schreiben hier, was das Buch ausmacht und ihr könnt dann schauen, was euch am meisten anspricht!
Ene, meene, missy von
Sonja Eismann
Sonja Eismann gibt mit weiteren klugen und interessanten Frauen das 'Missy Magazin' heraus. Ich bin schon lange Leserin davon und immer wieder begeistert, was für ein breites Spektrum das Magazin anbietet. Vor allem geht es um Kunst und Politik, aber alles aus feministischer Sicht. Dass das ganz viel zu bieten hat, findet man auch im Internet auf ihrem Blog
www.missy-magazine.de
Jedenfalls ging Sonja Eismann dann in Elternzeit und hat währenddessen weitergearbeitet - eben für Kinder. Denn 'Ene, meene, missy' ist ein Einsteige-Buch in den Feminismus für Kinder. Aber eben auch weit mehr als das, denn das Buch geht in die Tiefe und erklärt ganz, ganz vieles, was mir nicht einmal bekannt war. Von unzähligen verschiedenen Arten des Feminismus über den Bechdel-Test bis zu Feminismus in der Mode und im Sprachgebrauch bringt sie allen Leserinnen in einem locker-leichten, aber dennoch fesselnden Schreibstil das Thema gut rüber. Für den Inhalt gibt es ein grosses Like! Die Aufmachung nimmt ironisch provokativ das Pink auf und spricht deutlich eine jüngere Zielgruppe an, was vollkommen okay ist. Trotzdem ist das Buch für sehr viele (auch Ältere) geeignet, um einen Einstieg in den Feminismus zu bieten. Und was für einer!
hier geht es zu unserer Rezension
Stand up von
Julia Korbik
An der Frankfurter Buchmesse 2016 hatten wir das Glück, mit Julia Korbik sprechen zu dürfen. Wir haben sie davor als Moderatorin eines spannenden Gesprächs mitbekommen - und als Autorin zahlreicher Beiträge zum Thema Feminismus auf
www.thisisjanewayne.de sowie des Buches 'Stand Up', welches auch einen Einstieg ins Thema Feminismus bietet, aber auf ganz andere Weise. Hier ist auch sehr vieles rosa und pink, aber es wurde sehr, sehr viel Arbeit in die Aufmachung gesteckt. Das Buch steckt voller schönen Illustrationen. 'Stand Up' bietet auch viel geschichtlichen Kontext und Kurzbiographien unterschiedlichster Frauen, die sich im Thema Feminismus auf ihre eigene Weise stark gemacht haben. Julia Korbik hat aber kürzlich über ein Buch geschrieben, dass sich ebenfalls auf dieser Liste befindet, und zwar hat sie 'The Second Sex' einen ganzen Beitrag gewidmet, welchen ihr
hier findet - lesenswert, wie alles aus ihrer Feder!
We should all be feminists (engl.) / Mehr Feminismus! (dt.) von Chimamanda Ngozi Adichie
Eine Rede von Chimamanda Ngozi Adichie, in welcher sie über das Leben als Frau und in Nigeria erzählt - und eben, weshalb wie alle Feminist_innen sein sollten. Das schildert sie mit vielen kleinen Anekdoten aus ihrem eigenen Leben, wann sie den Begriff 'Feminismus' zum ersten Mal hörte, wie dieser aufgefasste wurde und zahlreiche Beispiele, die verdeutlichen: Feminismus ist nötig. Dieser Ted x Talk ging um die Welt und so veröffentlichte sie ein Buch mit dem gleichen Titel und mehr oder weniger gleichem Inhalt. Ihre Bekenntnisse machten so Furore, dass sogar Beyonce sie in ihren Song 'Flawless' eingebaut hat - und überhaupt sind wir überzeugt, dass sie nicht ganz unschuldig daran ist, dass Feminismus wieder so 'in' ist, ob man das nun gut findet oder nicht. Ihr Buch gehört dennoch auf jeden Fall in jede junge, feministische Bibliothek.
KLASSIKER
Ja, Feminismus ist gerade irgendwie in. Aber er wurde schon vor langer Zeit erfunden und es gibt auch viele Autorinnen und weibliche Denkerinnen, die den Feminismus und die ganze Komplexität der Gender-Geschichte auseinandernahmen in wichtigen Werken. Hier sind unsere Empfehlungen.
A room of one's own (engl.) / Ein Zimmer für sich allein von Virginia Woolf
Virgina Woolf hat zahlreiche Bücher verfasst, aber das in seiner Aussage wohl wichtigste und bedeutendste ist 'A Room Of One's Own'. Es basiert auf zwei Vorträgen, die Woolf an der ersten eigens für Frauen gegründeten Colleges hielt, ist aber länger und ausführlicher, das Thema ist, knapp zusammengefasst, 'Frauen und Literatur'. Auf den Titel zurückzuführen ist die Grundaussage, dass Kultur- und Kunstschaffende Raum für sich brauche, nicht nur einen Rückzugsort, sondern auch Platz in der Gesellschaft, der Frauen damals zumindest noch häufig verwehrt wurde. Jedoch ist es kein ausschliessliches Sachbuch, da es eine Erzählerfigur namens Mary gibt. Es ist nicht nur die eigene Meinung Woolfs vertreten, die sich als Schriftstellerin bereits einen Namen machte und längst nicht so schlecht gestellt war wie die allermeisten Frauen zu der Zeit - es ist eine wichtige und bedeutende Gesellschaftskritik, die wir uns heute auch noch zu Herzen nehmen sollten.
The second Sex (engl.) / Das andere Geschlecht (dt.) von
Simone de Beauvoir
Mit dem 'zweiten Geschlecht' hat Simone de Beauvoir wohl im Feminismus den Klassiker schlechthin geschrieben - es gilt als 'das Werk der zweiten Welle des Feminismus' (übrigens, was die zweite Welle etc. ist, könnt ihr am besten in einem der Grundlagenwerke nachschlagen, die wir euch unter 'Einstieg' empfohlen haben). Daraus stammt auch das altbekannte Zitat 'On ne naît pas femme, on le devient' - 'Man ist nicht als Frau geboren, man wird es'. Damit deutet sie daraufhin, dass Geschlechterrollen geschaffen und somit unnatürlich sind, dass die Frau vom Mann zu einem passiven Objekt gemacht wurde, egal, ob dies mit ihr selbst vereinbar ist oder nicht. Auch wenn ihre Theorien teilweise sehr radikal sind, sind sie unglaublich wichtig und von Bedeutung. Da das Buch einen unglaublichen Umfang hat, bietet es sich auch an, Auszüge davon zu lesen oder andernwegs mit Simone de Beauvoir in Berührung zu kommen - beispielsweise durch die gesammelten Interview, die Alice Schwarzer mit ihr geführt hat oder durch den
Blog 'Oh Simone' von Julia Korbik (Autorin von Stand Up, und, aufregendaufregend, einem Buch mit dem gleichen Titel wie der Blog, welches im Dezember bei Rowohlt erscheint!)
ESSAYS
Besonders beliebt ist die Form von Essays im Thema Feminismus. Solche liest man oft auch in der Zeitung oder in Magazinen. Vorher schon mal erwähnt, empfehlen wir euch wieder und wieder die Zeitschrift und den Onlineblog 'Missy Magazine', welches sich extrem vielfältig und klug dem Thema nähert und viele spannende Protagonistinnen widmet. Einige Frauen haben so viele Essays geschrieben, dass diese in eigenen Bücher zusammengefasst werden. Das sind unter anderem folgende... Übrigens kann diese Kategorie auch in die nächste, 'Mittendrin', fallen - hier geht es uns jedoch um die bei diesem Thema sehr beliebte Form!
Untenrum frei von
Margarete Stokowski
Maragrete Stokowski schreibt in ihrem Buch in verschiedenen Essays rückblickend auf ihr Leben und erzählt, was sie im Nachhinein alles entdeckt hat. Sexismus ist überall und begegnet Mädchen schon im Kleinkindalter, sei es nun in der Bravo oder in der Spielzeugabteilung. Mit viel Humor und Selbstironie bringt sie alles, was sie sagen möchte auf den Punkt und verweist auf unzählige Studien und wissenschaftliche Texte. Das Buch wurde bereits von uns
hier rezensiert und ist sehr empfehlenswert. Ich habe viel gelernt und mir ist Stokowski auf Anhieb sympathisch gewesen. Ihr ist kein Thema zu schade anzusprechen, sie schreibt absolut schonungslos und hat mich in vielen Hinsichten aufgeklärt. Ich hatte während des Lesens lauter Aha Momente und möchte das Buch bald erneut lesen, weil ich das Gefühl habe noch so viel nicht mitgenommen zu haben.
Wenn Männer mir die Welt erklären von
Rebecca Solnit
Auch zu diesem Buch findet ihr auf unserem Blog eine livresque amitié Besprechung.
Hier kommt ihr dazu. Rebecca Solnit spricht neue Themen im Feminismus an und weist nicht immer auf die üblichen Fakten hin, die langsam eh schon allen bekannt sind. Ihr Buch ist auch aus verschiedenen Essays aufgebaut, die aus unterschiedlichen Zeiten stammen und durch Bilder im Buch selber verbunden werden. Auch Rebecca Solnit nennt in ihrem Buch unzählige und sehr verstörende Fakten über häusliche Gewalt und sexuellen Missbrauch. In den USA sind weitaus mehr Frauen davon betroffen, als man denkt. Durch ihre Essays wird man noch einmal auf sexuelle Äusserungen sensibilisiert. Diese sind nämlich in unserem Alltag so stark verankert, dass wir sie kaum noch wahr nehmen. Solnit hat es satt, dass ihr Männer die Welt erklären und setzt mit ihrem Buch definitiv auch Zeichen.
Bad Feminist (engl.) von Roxane Gay
Wir beide haben dieses Buch bisher noch nicht gelesen, aber wir haben uns beide schon etwas mit ihr befasst und finden die Ausgangslage dieses Buches wahnsinnig spannend. Roxane Gay bezeichnet sich als schlechte Feministin. Sie sagt, sie sei voll von Widersprüchen - sie unterstützt Frauen, hört aber jeden Morgen zur Arbeit irgendwelchen Rap, in dem Frauen als Schlampen bezeichnet werden und irgendwelche Ärsche wackeln sollen. Sie glaubt an manwork, was alles ist, was sie nicht tun möchte. Ihre Lieblingsfarbe ist pink und sie schaut den Bachelor. Eine schlechte Feministin. In ihren Essays schreibt sie genau über die Widersprüche in ihr als Feministin und die ganze Diskussion über die Problematik des heutigen Begriff des Feminismus. Wir sind mehr als gespannt!
Mehr Feminismus! von
Chimamanda Ngozi Adichie
Wie bereits ganz oben erwähnt ist Chimamanda Ngozi Adichie mit ihrer Rede 'We should all be feminists' berühmt geworden. Im Fischerverlag ist nun dieses Buch hier erschienen. Es beinhaltet diese Rede ebenfalls und auch noch weitere Essays. "Chimamanda Ngozi Adichie rück die privaten Kämpfe unserer Zeit in den Brennpunkt ihrer Kunst und entwirft so ein schmerzlich präzises Bild unserer Gesellschaft. Sie erzählt von Geschlechterrollen, von Homosexualität, von kultureller Identität, von Schuld und Scham. Adichie ist eine hellwache Beobachterin unserer Gegenwart und eine intime Kennerin der menschlichen Seele." - so wird dieses Büchlein beschrieben und es verspricht definitiv nicht zu wenig!
Hier kommt ihr zur Rezension.
MITTENDRIN
Die Kategorie 'Mittendrin' ist wahrscheinlich die spannendste und in ihrer Bezeichnung die Ungenauste. Diese Büher haben nicht den Anspruch, vollständige und komplette Guides / Einsteigewerke ins Thema Feminismus zu sein, viel mehr greifen sie sich spezifische Themen heraus und behandeln diese. Damit zeigen sie vor allem die Diversität des Thema Feminismus' auf und wen Sexismus und sein Gegengift angeht: nämlich alle.
Unsagbare Dinge von Laurie Penny
Laurie Penny ist eine der grössten Feministinnen unserer Zeit, sie hat einige Bücher beim Verlag Nautilus Flugschrift veröffentlicht und schreibt auch immer sehr auf die heutige Zeit bezogen. Frauen sind selbstverständlich im Mittelpunkt, sie schreibt von Online- Dating, Fernsehlügen, Essstörungen und Strassenkämpfen. Sie berichtet von heutigen Klassenkämpfen und dem Umgang mit diesen. Mara war dieses Jahr an einer Lesung von ihr und hat unglaublich viel Inspirierendes von dieser tollen Frau mitgenommen. Sie ruft auf unsere Genderrollen neu zu erfinden und spricht einmal mehr Dinge an, die leider noch viel zu oft ungesagt bleiben. Diese Frau hat Energie und schont nicht sie uns in ihren Büchern weiterzugeben.
Wir waren doch mal Feministinnen von Andi Zeisler
Andi Zeisler ist Mitbegründerin des feministischen Non-Profit-Medienprojekt Bitch- Media. Sie hat ein Buch darüber geschrieben, dass der Feminismus im Mainstream angekommen ist. Als Kritikerin schreibt sie ein Buch darüber. Feminismus ist auf einmal überall und jede, die keine Feministin ist, ist schon fast wieder komisch. Und das schlimme daran ist, dass der Feminismus sich wunderbar vermarkten lässt. Zeisler analysiert verschiedene Werbungen und erinnert uns daran, was Feminismus ursprünglich einmal war und zeigt uns zu was er geworden ist. Wir beide haben das Buch noch nicht gelesen, wollen aber unbedingt!
Anleitung für eine Revolution von
Nadja Tolokonnikowa
Nadja Tolokonnikowa ist Mitglied von 'Pussy Riot' - einer feministischen, aktivistischen Punkband in Russland, die vor allem die Bedingungen für Frauen und andere marginalisierte Gruppen in ihrer Heimat unter Präsident Putin anzweifelt. Sie orientieren sich stark an den 90ern - der Riot Grrrl Bewegung beispielsweise, musikalisch auch Bikini Kill, DER Feminismus-Punkbands. Ihre Lieder geben sie in der Öffentlichkeit zum Besten, wo sie gerade Lust haben, manchmal auch in Kirchen. Dafür wurde ein Grossteil der Gruppe, darunter auch Tolokonnikowa, 2012 verhaftet. In 'Anleitung für eine Revolution' ist sie die Erzählerin der Geschichte, lässt aber auch andere zu Wort kommen. Das einzigartige Konzept des Buches ist so, dass ein Kapitel zuerst immer ein Zitat, eine Rede oder ein Briefausschnitt einer anderen Person enthält - zum Beispiel Slavoj Zizek, aber auch Gegner wir der ebenerwähnte Putin. Danach folgt immer ein bisschen aus der Feder von Tolokonnikowa, die Geschichte ihrer Verhaftung und ihrer Revolution - und so ist es zwar mehr eine Geschicht einer Revolution als eine Anleitung, aber dennoch mehr als lesenswert!
hier kommt ihr zu unserer Rezension
Boys don't cry von Jack Urwin
Ein Buch, das hier etwas aus der Reihe tanzt ist wahrscheinlich Jack Urwins Boys don't cry. Es ist das erste Buch seiner Art. Männerbilder in der heutigen Gesellschaft - stark, muskulös, niemals weinend. Diese Bilder sind verankert und auch hier muss schleunigst etwas in der Denkweise geändert werden. Wir beide haben viel gelernt und einige neue erschreckende Dinge erfahren, aber eigentlich das meiste schon gewusst. Aber gerade auch für Männer ist das sicher ein wichtiges Buch mit dem sich einige identifizieren können. Das Buch hat uns definitiv den Horizont erweitert und gehört sicher in die Kategorie Mittendrin. Jack Urwin schreibt eine Mischung aus wissenschaftlichem und lockerem Text und sein Werk gehört in jede feministische Bibliothek.