solitaire | rezension

16 September 2015

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Tori hat Freunde. Sie hat zwei Brüder. Sie hat Eltern. Aber manchmal kann sie sich einfach nicht überwinden, mit ihnen zu sprechen. Meistens wäre es ihr viel lieber, sich nicht mit anderen Menschen beschäftigen zu müssen. Bis zu dem Tag, als sie einer Spur von Post-its folgt - von ihrem Schulspind bis zum Computerraum. Dort findet sie eine Nachricht von Solitaire, einer anonymen Schülergruppe, die seit Kurzem Toris Schule in Atem hält. Genau dort trifft sie auch Michael Holden. Mit seinem Enthuisiasmus und seiner wilden Entschlossenheit, ihr Freund zu werden, verkörpert Michael eigentlich alles, was Tori verachtet. Doch  genau das ist der Moment. Der Moment, in dem alles beginnt.

Solitaire von Alice Oseman

Genre: Contemporary • Verlag: dtv • Seiten: 370 Seiten • Fassung: Gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag • Original: Solitaire, Englisch • Übersetzerin: Anja Galic • Preis: ca. 16,99 Euro [D]


"Ich komme in den Oberstufenraum und weiss genau, 
dass die meisten Leute hier so gut wie tot sind."

Solitaire erzählt die Geschichte von Tori Spring, einer Jugendlichen, in die ich mich nur zu gut hineinfühlen konnte. Auch wenn ich von mir nicht behaupten würde, pessimistisch zu sein und den ganzen Tag im Internet rumzuhängen, verband mich etwas mit Tori. Ich denke, es waren ihre Gedanken, welche auf eine Weise schon so fortgeschritten, aber dann doch wieder so naiv, fast lahm waren. Ich habe selten ein solch ehrliches Buch gelesen, dass dann aber mit gebündelter Fiktion, der man es anmerkt, hunderprozentig ausgedacht zu sein, gesprenkelt ist. Solitaire war für mich nicht ganz zu fassen. Ob es gut oder schlecht war, mich fesselte oder doch kalt liess. Ich kann es nicht ganz beschreiben. 

"'Jetzt?' Michael denkt über meine Frage nach. 'Jetzte feiern wir unsere Jugend und erfreuen uns an ihr. Ist das nicht das, was man von uns erwartet?'"
"Alle finden es okay, anderen wehzutun. Oder merken es vielleicht gar nicht, dass sie anderen wehtun. ABer ich merke es. Das Problem ist, dass niemand etwas unternimmt. Das Problem ist, dass ich nichts unternehme."
 
Denn Solitaire selbst war so viel. Es war nachdenklich und aufgekratzt, gelangweilt und aufregend. Ich befand mich immer in der Geschichte und fühlte mit Tori mit, gleichzeitig blieb sie mir als Protagonistin aber auf eine angenehme Weise fremd. Denn Tori macht nichts aus ihrem Leben, verspürt nach eigenen Aussagen auch keinen Drang, etwas zu tun. Und dennoch kann sie manchmal nicht stillhalten, scheint vor lauter Zwang, perfekt zu sein, erdrückt zu werden. Solitaire spiegelt meiner Meinung nach in extremen Beispielen die heutige Jugend und die Pubertät, wie ich sie erleben darf, wider. Aber vielleicht realisieren wir das erst, wenn es uns so krass vorgehalten wird. All die Zeit, die wir im Internet verbringen, auf dieser verpixelten Ebene und dort unser Leben aufbauen, anstatt dieses zu geniessen.

Das Buch behandelt auch Liebe, wahrscheinlich die erste Liebe, die wirklich ist - innig und ehrlich. Kitsch ist daher fehl am Platz, denn hier wurde nichts geschönt. Allerdings schlich sich hier noch ein Widerspruch ein. Denn auch wenn die Liebe unkonventionell und anders beschrieben wurde, bleibt so einiges voller Klischees. Ich kann aber gerade gar nicht sagen, was ich davon halten soll. Natürlich ist das schade, andererseits sind heutzutage alle Bücher voller gleichen Wendungen, typischen Charaktern und allseitsbekannten Handlungen, dass ich gar nicht mehr weiss, wie wir ein Buch ohne solches aufnehmen würde. Käme es uns nicht extremst verstörend vor? 
Auch wenn ich Solitaire schlecht in Worte fassen kann, mochte ich die Lesestunden, die mir das Buch beschaffen hat, sehr gerne. Das Buch ist was Spezielles, aber es hat mich in einigen Punkten auch enttäuscht. Auf dem Internet schwirren viele unterschiedliche Inhaltsangaben des Buches herum, und jede machte mich gespannter, es endlich zu beginnen. Meine Erwartungen waren hoch - sie wurden nicht entäuscht, aber auch nicht vollständig erfüllt. Der etwas besondere Schreibstil verlieh dem Buch aber nochmals eine völlig neue Ansicht und insgesamt klappte ich es am Ende zufrieden und glücklich zu.

Alice Oseman schrieb Solitaire, als sie siebzehn und noch Schülerin w war. Für ihren ersten Roman hat sie sich intensiv mit dem Lebn chronisch pessimistischer Teenager, die die ganze Zeit im Internet surfen, beschäftigt, indeem sie selbst ein chronisch pessimistischer Teenager war, der die ganze Zeit im Internet surfte. Inzwischen studiert sie Englische Literatur an der renommierten Durham University und verbringt weiterhin viel Zeit auf Twitter und bei Tumblr. 
1 Kommentar
  1. Hallo,

    ich habe vor einiger Zeit die Leseprobe zu diesem Buch entdeckt, die mich bereits angesprochen hat und deine Rezension unterstreicht nochmal, dass ich dieses Buch lesen sollte. Die Protagonistin klingt nach einem unheimlich faszinierenden Charakter, und der anscheinend interessante Schreibstil und die Denkansätze reizen mich ebenfalls.

    Liebe Grüße
    Dana

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