Wenn Männer mir die Welt erklären | livresque amitié

15 Oktober 2016

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"Wenn Männer mir die Welt erklären durchleuchtet den augenblicklichen Zustand der Geschlechterverhältnisse. Mit Biss, Komik und stilistischer Eleganz analysiert Rebecca Solnit männliche Arroganz und untersucht die Mechanismen von  Sexismus. Dabei befasst sie sich mit der Institution der Ehe genauso wie mit Gewalt gegen Frauen, französischen Sex-Skandalen, postkolonialen Machtverhältnissen oder Virgina Woolf. Leidenschaftlich und präzise zeigt Solnit auf, was längst noch nicht selbstverständlich ist: Für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen gilt es, die Stimme zu erheben."


Verlag: Hoffmann und Campe • Seiten: 170 Seiten • Fassung: Gebundene Ausgabe • Original: Men Explain Things To Me, Englisch • Übersetzerinnen: Kathrin Razum und Bettina Münch • Preis: ca. 18 Euro [D]






Heute gibt es 'livresque amitié' mal wieder ein bisschen anders, das heisst nicht als direktes Schreibgespräch. Vor etwa einer Woche trafen wir uns abends in einem unserer Lieblingscafé (wird euch eventuell bald vorgestellt, ihr könnt gespannt sein...) und haben dann spontan festgestellt, dass wir beide das Buch schon gelesen haben und dann darüber diskutiert. Anaïs hat jetzt aus ihrer Perspektive unser Gespräch wunderschön zusammengefasst. Wir können euch das Buch definitiv empfehlen! 

Mara und ich sind uns total einig, dass Rebecca Solnit mit Wenn Männer mir die Welt erklären ein absolut phantastisches und zeitloses Werk geschaffen hat. Als Leser_in erhält man Einblicke in Alltagssituationen, in denen Feminismus notwendig ist, und wird auf verschiedenste Fakten hingewiesen. Mara hat schon viele Bücher über den Feminismus gelesen und fand, dass dieses Buch teilweise ganz neue Sichten aufwarf, anstatt immer auf selbiges hinzuweisen. Auch für mich gab es neue Sichten, jedoch habe ich da nicht so ein grosses Vergleichsspektrum wie Mara. Ich fand das ganze Buch sehr faszinierend, aber wie ich bereits in meinem Text oben geschrieben habe, fand ich, dass es manchmal zu einfach war, oft steckt noch so viel mehr dahinter. Trotzdem ist es absolut und ohne Frage ein unglaubliches Gesamtkunstwerk, immer wieder geradezu sehr poetisch mit Anspielungen zu Virgina Woolf oder Bilder, die reflektiert werden. Das Buch besteht aus vielen verschiedenen Essays, die in unterschiedlichen Jahren und zu unterschiedlichen Anlässen geschrieben wurde - dennoch passt es gut zusammen und geht irgendwie schön ineinander über. Vor jedem Essay finden wir ein Bild, manchmal mit mehr, manchmal mit weniger Kontext zum folgenden Text. Die Bilder sind sehr passend gewählt und gefallen uns sehr gut. (ob man sie sich jetzt zuhause ins Wohnzimmer hängt, bleibt wie immer fraglich und ist halt einfach Geschmackssache). Wie bereits erwähnt, im Buch werden extrem viele Fakten genanntteilweise extrem krasse Fakten... Wenn sie in so einem Buch stehen, müssen sie ja wohl oder übel der Wahrheit entsprechen, aber es fragt sich, ob die wirklich so genau stimmen und woher man solche Zahlen hat. Zum Thema häusliche Gewalt und sexuellem Missbrauch haben wir natürlich Zahlen im grauen Bereich, da oftmals viele Opfer nicht aussagen und den Vorfall für sich behalten.  Beim Lesen befanden wir uns in einem Bann, wie Magie. Die Thematik beschäftigte uns die ganze Zeit über noch viel intensiver und gleichzeitig motiviert und inspiriert uns Rebecca Solnit, selber mehr zu schreiben - oder sogar solche Essays zu verfassen. Mich persönlich hat dieses Buch auch sehr zum Denken angeregt und für solche Momente nochmals sensibilisiert, denn, wie Rebecca Solnit auch erzählt, sind sexistische Äusserungen in unserer Welt schon so stark verankert, dass wir uns denen teilweise gar nicht mehr so bewusst sind. Letztens beispielsweise bin ich mit meinem Fahrrad an einem Mann auf dem Gehsteig vorbeigefahren und dieser hat mir dann 'Arschloch' zugeflüstert, sodass nur ich es hören konnte. Auf offener Strasse, ohne irgendeinen Grund zu haben, hat er sich die Frechheit rausgenommen, mich zu beleidigen. Eigentlich finde ich das schon fast wieder lustig, aber es ist trotzdem total daneben. Hätte er anders regiert, wenn ich beispielswiese älter oder männlich wäre? Viele sagen, dass man hier keine Theorien aufstellen soll. Allerdings hat er sich die Frechheit rausgenommen, mich so zu beleidigen, also nehme ich mir die Frechheit raus, diese These aufzustellen. 
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