livresque amitié | herzflattern mit karamell

31 August 2016

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Wir suchen uns Bücher aus, die uns faszinieren und lesen diese dann gleichzeitig. Während und unmittelbar nach dem Lesen behalten wir unsere Gedanken nur bei uns und widmen sie einzig einem Notizbüchlein. Später tauschen wir dieses dann aus um an der Meinung der jeweils anderen teilzuhaben. Hier erfahren wir dann, ob wir das Gelesene gleich empfanden oder ob es Differenzen in unseren Ansichten zum Buch gibt. In den folgenden Beiträgen dieser etwas anderen Buchbesprechung werden auch die Seiten unserer schwarzen Notizbüchern abgebildet, damit auch ihr als Aussenstehende zwei direkte Auffassungen von ein und demselben Buch zu lesen habt. Wir sind wahnsinnig gespannt auf dieses Experiment. mehr über livresque amitié


Als Delilahs Vater auf Weltreise geht, muss die Siebzehnjährige plötzlich alleine sein Café in Sydney leiten, das 'Flywheel'. In die Schule will sie sowieso nicht mehr. Ausserdem hat sie vom Café aus den perfekten Blick auf Rosa, die tanzende Kellerin im Restaurant gegenüber. Für Delilah und ihren besten Freund Charlie wird das Café zu ihrer eigenen kleinen Welt. Doch dann scheint sich alles und jeder gegen sie zu verschwören, und sie müssen sich der entscheidenden Frage stellen: Wie viel Spezial-Karamell-Milchshake braucht man wirklich, um ein ruiniertes Leben zu retten.

Fischer KJB / 350 Seiten / Gebunden / 15.99 Euro [D] / Original Englisch 'The Flywheel', Deutsch von Yvonne Hergane





Endlich  wieder eine Buchbesprechung von uns, tut uns sehr leid, dass so lange nichts kam! Jedoch haben wir in den Ferien viel gelesen und viel diskutiert und freuen uns sehr darauf, dies nun mit euch teilen zu dürfen. Anaïs richtet übrigens eine Entschuldigung für ihren diesmal etwas chaotischen Eintrag aus - wir kennen das doch alle, wenn wir spätabends noch was notieren möchten!

A: Es ist schon länger her, dass ich das Buch gelesen  habe - April, aber ich habe es sehr gut in Erinnerung. Es ist mir recht viel geblieben, obwohl ich es eher als Lektüre für zwischendurch eingestuft habe.

M: Mir geht es genauso - wir wurden wohl beide total überrascht. Für mich begann es gleich mit einem Lacher - auf der ersten Seite wird nämlich bereits eine Rivalität zwischen  der Protagonistin Delilah und einer gewissen Georgina Trump erwähnt...

A: Das hat mich  auch zum Schmunzeln gebracht und ehrlich gesagt auch ein wenig verwirrt, wieso wird hier eine Parallele zur vermeintlichen Realität ersichtlich? Zufall oder Absicht? Auf jeden Fall hat das Buch schon einzelne, kleine politische Aspekte. Man würde sie vielleicht gar nicht so bemerken, aber wenn man sich darauf achtet, kann man  einiges erkennen.

M: Ich empfand das als sehr sympathisch, wenn ich ehrlich bin, genauso, wie Du bereits in Deinem Text erwähnt hast, dass Dels Homosexualität nicht auf dem Klappentext angeprangert oder an die grosse Glocke gehängt wird - im Gegensatz zu vielen anderen aktuellen Büchern.

A: Das fand  ich auf jeden Fall auch! (Nur falls das jetzt anders rüberkam.)

M: Es hat ganz allgemein sehr viel an sich, was man nicht erwarten würde, oder? Wegen Deiner Frage - ich bin mir sicher, dass das Absicht war!

A: Ja total! Aber meiner Meinung nach  wurden auch ziemlich viele Klischees und Stereotype nicht zu knapp bedient. Das Cover entspricht gar nicht meinem Geschmack und daher hatte ich auch nicht so viele Erwartungen an das Buch, weil ich mir vorstellen konnte, dass es dem Cover ähnlich ist, was grösstenteils nicht stimmt, ab und zu aber eben schon.

M: Ja, ich  stimme Dir da zu. Ich  habe auch  eine sehr seichte, unterhaltsame Geschichte erwartet, die  uns ja auch geboten wurde. Aber eben mit ein bisschen mehr. Ich denke, dass gerade deswegen viele junge Leseri_innen viel Spass haben könnten mit dem Buch - obwohl, vielleicht wegen den vielen Klischees und Stereotypen  auch nicht, denn damit wollen wir Neuleser_innen ja nicht unbedingt bekannt machen.

A: Ich bin mir nicht mehr genau sicher, aber ich glaube, ich habe das Buch ziemlich schnell gelesen, obwohl ich es zwischendurch echt langweilig fand, da sich die Handlung meiner Meinung nach ganz oft im Kreis drehte und wie nicht richtig vorwärts ging - sehr schade!

M: Das stimmt, ich  fand, dass das Buch einige wenige Höhepunkte in der Handlung zu bieten hatte, aber in der Zwischenzeit wurde das schlecht überbrückt, denn der Schreibstil ist leider nicht gut genug, um diese Passagen spannend zu halten. Verstehst Du, was ich meine?

A: Ja, 'banal' trifft es vielleicht ganz gut...?

M: Nein, das denke ich ehrlich gesagt nicht. Denn es hatte ja wirklich mehr an sich. Das ist echt schwer in Worte zu fassen...

A: Also die Stellen, die Du beschreibst, die fand ich durchaus banal. Aber ich wurde ebenfalls immer wieder von farbigen, kreativen und lustigen Stellen überrascht!

M: Das sagst du schön und vor allem treffend!

Wir hoffen natürlich, dass ihr uns folgen konntet und wir euch von verschiedenen Winkeln einen Eindruck vom Buch verschaffen konnten. Es werden noch einige Besprechungen folgen und auch das ein oder andere Leseexperiment! 

☾☾☾    / ☾☾☾
Mara / Anaïs

George von Alex Gino

23 August 2016

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Fischer // 'George', Englisch, Deutsch von Alexandra Ernst // ca. 18 Euro // Gebunden // 210 Seiten

Ich habe Gefallen gefunden an Büchern, in denen Erwachsene für Erwachsene aus Kindersicht schreiben. Früher fand ich dies das Schlimmste unter dem Argument 'die wissen ja gar nicht mehr, wie ich jetzt denke, fühle'. Heute mag ich das neutrale Auge, die schlichten Schilderungen, die allesamt auf der Wahrheit basieren und so ehrlich und klar sind, dass man gar nicht mehr aufhören möchte, zu lesen, weil sich die Welt im Buch so echt anfühlt. In diesem Exemplar ist das Kind George. Wir begleiten ihn ein paar Tage in der schwierigsten Zeit seines Lebens. Für ihn waren zwei Dinge immer klar: Er ist ein Mädchen, wenn auch nicht ganz so eines, wie seine beste Freundin Kelly, und doch darf er das nicht so sein, denn dieser Unterschied zwischen ihnen ist, dass ihn alle für einen Jungen halten. Oder ist er ein Junge? Dabei fühlt er sich doch wie ein Mädchen. 

Es gibt einige, ich nenne sie mal 'brisante' Themen, die heutzutage in Kinderbücher gepackt werden. Es geht um die Identitätssuche, wie immer eigentlich. Jedoch werden nun Geschlecht und Sexualität anders behandelt. Während mir Romane, die sich als einziges Thema die sexuelle Ausrichtung ihrer Protagonistin oder ihres Protagonists durch das erzwungene zur-Schau-stellen eher kontraproduktiv vorkamen, ist es beim Thema Transsexualität und der Art, wie Alex Gino dies behandelt, anders. Kinder sollen ermutigt werden, denn Mut setzt das 'Coming-Out' leider oftmals voraus. Jedoch geschieht dies immer einfacher, wenn man einen Helden vor sich hat, jemand, zu dem man aufschaut und dem man, natürlich in gesunden Massen, nacheifern wollen. Und was bitte kann gesunder sein, als zu sein, wer man ist? Genau diese Botschaft steht hinten auf dem Buch. Sei, wer du bist.
Ich weiss nicht, ob es richtig ist, hier mehr die Botschaft dieses Buches zu besprechen als die üblichen Dinge, die, die ich immer bespreche. Schreibstil, Charaktere, et cetera. Einerseits möchte man auf das Buch eingehen, andererseits ist es auch mehr als das. David Levithan und John Green, zwei grosse zeitgenössische Jugendbuchautoren, waren anscheinend Fans von Minute Eins an. Und ich kann auch verstehen, warum. Dieses Buch versucht nämlich nicht, sich grossartig zu verstellen und zu verkaufen. Dieses Buch ist authentisch und pur, kurz und knackig, ehrlich und weise. Mehr Worte dazu braucht man eigentlich gar nicht aus meiner Sicht. Denn bei diesem Buch erlebt man etwas.

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