januar 2017 | monatsrückblick

29 Januar 2017

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Und schon ist auch der erste Monat des Jahres vorbei - wie schnell das immer geht. Wir haben euch hier unsere Monatshighlights zusammengefasst und möchten euch erzählen, was wir alles so erlebt haben. 



f i l m e

Normalerweise gehe ich nicht so oft ins Kino, doch diesen Monat hat es gleich zweimal gereicht. Ich habe die beiden Kinobesuche mit meinen Liebsten sehr genossen, die Sitze waren kuschelig warm und die Atmosphäre sehr angenehm.

Den ersten Film, den ich gesehen habe ist domain tout commence oder Plötzlich Papa von Hugo Gélin. Die Hauptrolle in diesem Film spielt Omar Sy, er ist wohl einer der bekanntesten französischen Schauspieler (Intouchables / Ziemlich beste Freunde) und spielt meiner Meinung nach echt phantastisch. Es ist ein Familienfilm - Omar Sy ist Vater geworden und die Mutter des Kindes lässt ihn mit dem Baby im Arm am Strand stehen. Gloria wächst zweisprachig in London auf und ihr Papa versucht ihr das perfekte Leben zu ermöglichen, die Wohnung ist ein absolutes Kinderparadies - meterhohe Playmobilfiguren zieren die Räume und selbstverständlich fehlt auch keine Rutschbahn in der Wohnung. Mit Märchengeschichten erzählt Samuel (Omar Sy) seiner Tochter Lügengeschichten von ihrer (Geheimagenten-) Mutter, die eines Tages wieder auftaucht und ihre Gloria wieder zurück möchte. So einfach ist das natürlich nicht und der Film endet in einem einzigen Drama. Ich habe mich wohl von den vielen Witzen und von der Atmosphäre des Filmes etwas blenden lassen, schlussendlich ist dieser Film nämlich nicht schlecht mit Stereotypen bedient, überdramatisiert, kitschig und einfach gute Unterhaltung (obwohl ich, mein Bruder und meine Eltern am Ende Tränen in den Augen hatten - das muss man auch einmal schaffen). Leider gibt es schlussendlich einfach mehr Kritik, als Lobpunkte an diesem Film und doch hat er mir irgendwie ganz gut gefallen. 

Der zweite Film, den ich gesehen habe war Welcome To Norway von Rune Denstad Langlo - ein Arthouse Film. Die Atmosphäre dieses Films war auch einfach wunderbar! Schauplatz ist Norwegen, irgendwo im nirgendwo. In einem verlassen Dörflein konnte Primus seine Idee, ein Hotel auf seinem Grundstück zu haben, nicht ganz verwirklichen. Also beschliesst er, fünfzig Flüchtling in dieser Bruchbude aufzunehmen. Auch hier werden einige Stereotypen bedient, wer hat's gedacht, natürlich ist er Ausländern abgeneigt und hält den Angekommenen alles mögliche vor. Selbstverständlich gibt es unzählige Konflikte, von der Trennung der Geschlechter und Religionen in den verschiedensten Zimmern und auch Probleme untereinander oder in seiner Familie. Auch hier - echt tolle Unterhaltung, ein sehr amüsanter Film. Ich habe mich in Norwegen und seine Landschaften verliebt, in die Sprache und in die Atmosphäre, die leicht melancholisch ist. Im Unterschied zum Film von Hugo Gélin, ist hier überhaupt nichts kitschig, und Hollywood angehaucht ist erst recht nichts. Ein noch sehr echter und wahrer Film, der aber voller schwarzer Humor ist und alles in allem auch keine neue oder besonders tiefgründige Message mit sich trägt. 


a u s s t e l l u n g


Haus Konstruktiv, Zürich
Wir haben uns diesen Monat ins Haus Konstruktiv aufgemacht um uns eine Ausstellungen anzusehen. Konkrete Kunst ist eigentlich nicht so Maras Ding. Anaïs hingegen finde es oft spannender abstrakte Kunst zu sehen, als 'Bilder in einem Rahmen', obwohl das ja auch echt doof gesagt ist - es gibt so viele Arten der Kunst, was ja auch gerade das Schöne an ihr ist. Eine Ausstellerin war Nairy Baghramin, eine iranische Künstlerin. Sie hat mit den Erwartungen der Besucher gespielt - in einem grossen Raum mit viel Leere wurden abstrakte Skulpturen ausgestellt und zu tatsächlichen Motiven wie Mund oder Knochen gemacht - mit viel Fantasie. Der für uns spannendere Teil kam vom Zürcher Christian Herdeg. Er betreibt seit vierzig Jahren 'Lichtkunst'. In seiner Ausstellung Lyrical Minimalism (was für ein wunderbarer Titel!) stellte er Neonröhren aus, die in geometrischen Figuren und diversen Materialien aufgestellt waren. Er erweiterte die normalen Neonröhren um 300 Nuancen! Hier gab es viel spannendes zu sehen, es war das reinste Farbspektakel der unterschiedlichsten Neonröhren in den unterschiedlichsten und undefinierbaren Formen. Eine letzte Ausstellung war von Gemälden belegt, die ebenfalls sehr farbig und formenreich waren. Es wurde experimentiert - mit Kugelschreiber und Acrylfarbe. 


   

   

Photobastei, Zürich
Die Photobastei zählt schon seit einiger Zeit zu meinen liebsten Anlaufstellen für photographische Kunstwerke in Zürich. Das wegen einiger Faktoren, denn es ist zufälligerweise auch in einem meiner Lieblingsgebäude der Stadt (habt ihr das auch, Lieblingsgebäude?) - denn darin sind ganz viele kreative und politische kleine Organisationen vorhanden, die Türe ist immer geöffnet und alle Menschen herzlich, es hat einfach eine besondere Ausstrahlung. Auch was die Kunst angeht wird man hier eigentlich nie enttäuscht, wenn man sich für Photographie interessiert, und das tue ich. So findet zu jeder Zeit praktisch drei verschiedene Ausstellungen statt und man kann sich tatsächlich nicht satt sehen. So ging es zumindest mir (Mara) und Miriam, eine Freundin, die mit mir da war. (Übrigens, nur ein kleiner Pluspunkt, aber immerhin - die Photobastei hat am Samstag bis um zwei Uhr nachts offen, falls ihr nach Mitternacht mal einen künstlerischen Snack braucht!) Wir sahen Arnold Odermatts Werke, welcher zuerst ein einfacher Dorfpolizist war, aber nun von der ganzen Welt entdeckt wird aufgrund seiner Photographien. Ich bin der analogen Photographie zwar verfallen, aber motivtechnisch fand ich diese Bilder eher weniger ansprechend, da viele Autos abgebildet wurden. Hinter der Bar jedoch befanden sich noch zwei faszinierende Ausstellungen, einerseits 'Welljump to Zurich', der Titel ist unglaublich passend. Die Ausstellung ist ein persönlicher Blick auf Zürich und lässt die Arbeit eines Photographen (Marcel Sauder) mit der einer Contemporary-Tänzerin (Kuan-Ling Tsai) aufeinandertreffen, es geht um absurde Situationen, die plötzlich völlig normal erscheinen... Tim Hall hat mit unglaublichen Landschaftphotographien beeindruckt, auch wenn ich Schnee weniger mag, ist er solch ein wunderbares Element, welches Hall gekonnt inszenierte in seinen atemberaubenden Photographien, und doch brach er auch hier mit seinen eigenen geschaffenen Formen und überraschte  uns immer wieder. Schön waren hier auch die Zitate, die zwar zum Thema der Berge passten, aber auch davon abgesehen wunderbar poetisch waren.



b ü c h e r

Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück, François Lelord
hier geht es zur Buchbesprechung

Bitter Sweet Love, Michael Faudet
eine Fortsetzung eines Gedichtbandes voller Liebe

Wie wir leben wollen, verschiedene Autoren
Texte über Solidarität und Freiheit mit einer wichtigen Botschaft, ein Buch, das gelesen werden muss.  Ein literarisches Meisterwerk

Finding Cinderella, Colleen Hoover
ein kitschiger Jugendbuchroman von einer Autorin, die weiss wie man fesselnd schreibt

Der Vorleser, Bernhard Schlank
Eine Liebesgeschichte zur Zeit des zweiten Weltkriegs, eine Schullektüre, die mir gefallen hat

Eine Träne, Ein Lächeln, Luna Al-Mousli
44 Erinnerungen an Al-Mouslis Herzensstadt, Damaskus, voller Zeichnungen und Worten so warm und so strahlend wie die Sonne über der syrischen Hauptstadt und doch auch bedrückend

Die ehrbare Dirne, Jean-Paul Sartre
Aktueller geht es wohl nicht, wennschon Sartre sein kurzes Theaterstück um 1950 verfasste - mehr dazu sollte noch folgen

Let Them Eat Chaos, Kate Tempest
Ein Album als Lyrikband voller Geschichten und einem brillianten roten Faden, wunderschöne, lebensnahe Poesie von einem wahrem Talent, hier mehr dazu und zu ihrer Person

The Girls, Emma Cline
Ein wahnsinnig gehyptes Buch, welches im Kalifornien der Sechz'ger spielt und das Thema eines Kults anschneidet, aber doch auch viel mehr als das ist, bald folgt eine genauere Besprechung

Wer wir waren, Roger Willemsen
Willemsen wollte einen Roman mit diesem Titel schreiben, doch  der Tod hinderte ihn daran. Hier versammelte der Fischer Verlag seine Gedanken in einem leidenschaftlichen Plädoyer



t h e a t e r / o p e r

Über zwei Theaterstücke, die wir im Januar sehen durften, werden wir euch in näherer Zukunft mehr berichten.

Die Entführung aus dem Serail, Wolfgang Amadeus Mozart, Opernhaus Zürich
Neuinszenierung von David Hermann, Musikalische Leitung Christoph Altstaedt
Es ist schon lange her, seit es mich das letzte Mal ins Opernhaus geführt hat, um tatsächlich eine Vorstellung zu sehen. Die Entführung aus dem Serail von Mozart wird oft als sehr aktuell bezeichnet. Sie war die erste österreichische Nationaloper und verschaffte dem jungen Salzburger schnell hohes Ansehen in Wien, dessen König die Oper auch in Auftrag gab. Die Geschichte handelt von Belmonte und seiner Geliebten Konstanze (beide haben, wie für die damalige Zeit üblich, eine Art Double im Rahmen einer anderen sozialen  Schicht, nämlich Pedrillo und Blonde, Diener und Hofmädchen  der beiden Hautpfiguren), welche geraubt wurde und nun von Bassa Selim in einem türkischen Harem gefangen gehalten wurden, genauso wie Blonde. Pedrillo und Belmonte treffen sich, als sie die beiden beifreien wollen, doch das ist natürlich leichter gesagt als getan. Die Neuinszenierung behandelt vor allem das Thema der Eifersucht, welches im Originalstück doch deutlich herausgelesen werden kann, aber nie zuvor mit einer solchen Tiefe im Rahmen dieser Oper verarbeitet wurde. Ausserdem spielt sich die ganze Geschichte in Belmontes Kopf ab, was durch Soundcollagen vom rauschenden Blut et cetera unterstrichen wurde. Ich habe die Oper und den ganzen festlichen  Anlass sehr genossen, aber dafür, dass ich selten Opern sehe, blieb sie mir nicht wirklich stark im Kopf und ist einfach gute Unterhaltung, natürlich auf anderem Niveau als übliche schauspielerische und dramaturgische Leistungen. Genossen habe ich aber vor allem die hervorragende Musik - hier ist es ganz anders und alle Arien summen noch in meinem Kopf herum.

5 Kommentare
  1. Hallo :)
    Dieser Monatsrückblick ist total vielschichtig. Es ist von allem etwas dabei: Theater, Bücher, Filme - finde ich toll. Die meisten Bücher sagen mir nichts, nur Hectors Reise steht hier ungelesen rum.
    Ganz liebe Grüße, Denise.

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    1. Dankeschön liebe Denise! Zu Hectors Reise habe ich eine Rezension verfasst, das Buch ist wunderschön und absolut empfehlenswert. Du solltest wohl ganz bald einmal zu ihm greifen! Allerliebste Grüsse, Anaïs

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  2. was für ein toller durchmischter Rückblick.
    Ich will auch mal wieder ins Theater. Wenn ihr schreibt, dass ihr schon lange nicht mehr im Theater ward, dann muss ich lachen, denn was soll ich dann sagen? Das letzte Mal war ich vor 10 Jahren im Theater. Aber ich erinnere mich noch an jede Aufführung, die ich in meiner Schulzeit gesehen habe. Da waren wir jedes Jahr im Theater.
    Aber derzeit habe ich total wieder mein Interesse am Theater wiedergefunden, es hat damit angefangen, dass ich sehr viele Dramen gelesen habe und jetzt will ich unbedingt mal wieder ein echtes Theaterstück sehen :)

    Liebe Grüße, Anja

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    1. Liebe Anja, das ist so schön zu hören! Wir können dir nur empfehlen einmal im Internet zu recherchieren, was gerade so läuft und dann Tickets zu ergatttern. Du wirst staunen, wie vielfältig die Auswahl an Theaterstücken in den jeweiligen Städten ist. Auch bei uns ist die Freude des Theaters erst in den letzten Jahren wieder aufgeflammt. Aber das ist auch nicht weiter schlimm, weil die Zeit zwischen 10 und 15 Jahren etwas schwierig ist für den Besuch im Theater. Für Kindertheater etwas zu gross, für Erwachsenentheater etwas zu klein. Deshalb ist es ja umso schöner, jetzt wieder Freude dafür zu entwickeln! Schau unbedingt am Mittwoch um 14 Uhr bei unserem Blog vorbei, es wird ein Post kommen, der dich interessieren könnte! :) Ganz liebe Grüsse, Anaïs und Mara

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    2. Mit 13 bin ich das erste Mal in der Oper gewesen und wir haben Mozarts Zauberflöte gesehen. Es war so ein richtiges Köstum- und Bühnenschauspiel. Allein das Bühnenbild war so beeindruckend. Das haben wir wirklich genossen, auch wenn wir noch so jung waren.
      Mit 14 war es dann eine moderne Aufführung vom Faust, das war echt nicht schön und schon gar nicht in dem Alter. Mit 15 habe ich die Räuber von Schiller in einer modernen Fassung gesehen, die mein absolutes Highlight war. Ich hatte erst Bedenken, wegen der modernen Darstellung, aber es war einfach alles stimmig. Und mit 15, das war schon die Zeit wo man angefangen hat die Welt zu hinterfragen und da war das irgendwie sehr passend. Alle anderen Stücken hätten sicher nicht gepasst, aber dieses schon. Das Stück hat mich total geprägt. Vielleicht war es mir in diesem Augenblick nicht so bewusst, aber ich denke so gerne daran zurück und der Sturm und Drang war dann lange Zeit meine Lieblingsepoche die mich bis heute begeistert. Gleichzeitig hat es mir gezeigt, was im Theater alles möglich ist und das modern nicht automatisch schlecht sein muss.
      Oh ich freue mich schon auf euren Post am Mittwoch. Bin schon sehr gespannt.
      Liebe Grüße, Anja

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