Wir suchen uns Bücher aus, die uns faszinieren und lesen diese dann gleichzeitig. Während und unmittelbar nach dem Lesen behalten wir unsere Gedanken nur bei uns und widmen sie einzig einem Notizbüchlein. Später tauschen wir dieses dann aus um an der Meinung der jeweils anderen teilzuhaben. Hier erfahren wir dann, ob wir das Gelesene gleich empfanden oder ob es Differenzen in unseren Ansichten zum Buch gibt. In den folgenden Beiträgen dieser etwas anderen Buchbesprechung werden auch die Seiten unserer Notizbüchern abgebildet, damit auch ihr als Aussenstehende zwei oder mehr direkte Auffassungen von ein und demselben Buch zu lesen habt. Wir sind wahnsinnig gespannt auf dieses Experiment, in dem wir euch einerseits Bücher vorstellen, die Mara und Anaïs gemeinsam gelesen haben und andererseits auch Bücher, die wir in unserer Lesegruppe mit anderen Freunden lesen!
Die letzten Kriegstage des Jahres 1945: Tausende Menschen flüchten aus Angst vor der Roten Armee nach Westen. Darunter Florian, ein deutscher Deserteur, Emilia, eine junge Polin, und Joana, eine litauische Krankenschwester. Eine Notgemeinschaft, in der jeder ein Geheimnis hat, das er nicht preisgeben will. Denn der Krieg hat sie Misstrauen gelehrt.
Im eiskalten Winter wählt der kleine Flüchtlingstrek den lebensgefährlichen Weg über das zugefrorene Haff. In Gotenhafen, so heißt es, warte die Wilhelm Gustloff, um sie nach Westen zu bringen. Doch auch dort sind sie noch lange nicht in Sicherheit.
Ich merke gerade, dass wir in unserem livresque amitié Format kaum schlechte Bücher gelesen haben. Ein weiteres, wahnsinnig gutes Buch darf ich nun dieser Liste anfügen. Als ich es zuerst aufgeschlagen habe, war ich etwas enttäuscht, als ich sah, dass die Geschichte aus vier verschiedenen Sichten geschrieben ist. Relativ schnell habe ich mich aber dann mit der Lesesituation abgefunden und konnte mich durch die einfache und klare Sprache von Ruta Sepetys mit den Charakteren anfreunden. Alle haben sie ein Geheimnis, das sie hüten und wie ein Schatz mit sich herumtragen. Ihre Schicksale sind hart und die Kriegssituation in den 1940er Jahre schweisst sie als Truppe zusammen. Das Buch kam mir vor wie ein Film - vor meinem inneren Auge habe ich durch die schönen und detailgetreuen Beschreibungen immer ein Bild vor mir gehabt. Ich habe mich an das Buch 'Das Fieber' erinnert gefühlt, ein ebenfalls fiktiver historischer Roman, der mich sehr berührt hat. Es ist absolut erschreckend, dass ich noch nie von der Gustloff gehört habe - was für ein schlimmes Seeunglück und die vielen Opfer, wer gedenkt ihnen? Ich habe mit den Protagonisten mitgefiebert und mit gelebt, ich habe Tränen in den Augen gehabt und auf den letzten Seiten die Welt nicht mehr verstanden. Bitte, bitte schreibt mir wie ihr den Schluss interpretiert hat, der hat mich besonders durcheinander gebracht, da er relativ abrupt aufhört, aber inzwischen konnte ich mir einen Reim daraus machen. Ein wahnsinniges Buch. Ich sollte mehr historische Romane lesen!
MARA
Mit jedem Buch begeistert mich Ruta Sepetys mehr und mehr. Ihre Erzählstimme, die immer von Tragödien der Vergangenheit berichtet, hat etwas unglaublich fesselndes, packt mich tief. Dann kann ich das Buch nur schwer weglegen und möchte immer mehr erfahren. So war es natürlich auch bei Salz für die See, was habe ich anderes erwartet. Der Unterschied bestand hier vor allem darin, dass sie mehrere Charaktere zeichnet und erzählen lässt, ihnen Leben einhaucht. Es hat mich an Filme und Lektüren meiner Kindheit erinnert, in welchen ich einer Gruppe ach so verschiedener Menschen auf eine Reise begleitet habe. Ein bisschen so fühlte sich das Buch an, aber es gab noch unzählige andere Komponenten, die das Buch zu einem Highlight krönen - nicht nur die politische Aussage, die Sepetys in ihren Romanen verarbeitet: Offenheit und Akzeptanz.