kunstblut | buchbesprechung

20 September 2017

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Eine junge Frau kommt kostümiert auf eine Party, die keine Kostümparty ist. Eine andere folgt am Tag ihrer Verlobung einem fremden Schönling in ein Meer voll Quallen. Und hat sich eigentlich schon mal jemand gefragt, warum sich Wattebällchen und weiße Kaninchen so ähnlich sehen? Alexandra Kleeman hat einen besonderen Blick auf die Welt, und besonders in ihren Kurzgeschichten leuchtet dieses Talent auf - gleißend und grell. Sie sind in ihrer Eigenart unwiderstehlich, sie verführen zu einer neuen Perspektive, sie erforschen das gesamte menschliche Leben von Anfang bis Ende.






In meinem Neuzugänge Post habt ihr vielleicht gesehen, dass auch dieses spezielle Buch vom Kein und Aber Verlag den Weg zu mir gefunden hat. Von hübschen, jungen Autor_innen zu lesen, ist immer etwas aufregend, besonders wenn man es mit Alexandra Kleeman zu tun hat. Moderne Literatur im experimentellen Sinne? Es hat mich auf jeden Fall an moderne Kunst erinnert. Nur schon die Aufmachung hebt sich von herkömmlichen Büchern ab. Das Cover ist ein Hardcover, aber nicht so, wie wir es uns gewohnt sind, es besteht nämlich aus Karton. Ich besitze zwei weitere Bücher mit solchem Umschlag und alle beide sind sie etwas speziell. Auch das Bild auf dem Cover ist sehr ... anstössig und einzigartig. Die Farben passen gut zueinander, sind aber sehr grell und eine nicht ganz herkömmliche Mischung. Es ist allerdings sehr passend gewählt, es kommt dem Inhalt sehr nahe. 

Extravagant, skurril, fantasiereich, anders, unerwartet, reisserisch, provozierend, verwirrend, angsteinflössend, poetisch. 



Wir Menschen suchen grundsätzlich immer nach einem Sinn hinter alles und allem. Besonders in Büchern und im Theater. Wie ist das gemeint? Gibt es hier eine Parallele? Weshalb so und nicht anders? Bei Alexandra Kleeman frage ich mich, ob es den Sinn wirklich gibt, oder ob sie genau das mit ihrem Buch machen wollte, verwirren, den Leser erfolglos suchen lassen, weil es den Sinn nicht gibt, weil es pure Absicht war, chaotisch zu sein. Ein Experiment in Buchform. 



Dennoch schreibt Kleeman wunderschön. Ihre Wortwahl hat mir gefallen, der einfache Schreibstil war sehr beeindruckend. Doch der Inhalt und die ganze Aufmachung waren für mich etwas 'zu extra' und 'zu different'. Es schien mir, als wolle man sich gezielt von der Masse abheben und etwas sein, was die anderen noch nie zuvor gesehen haben. Was es in meinem Fall auch war, aber das wäre es auch auf einem diskreteren Weg gewesen. Einzelne Geschichten haben mir gefallen, andere überhaupt nicht. Alle Erzählungen sind zusammenhangslos aneinander geordnet und doch entstand am Ende ein Produkt, das als Ganzes funktioniert. Die Autorin gab alles, full out, und das spürte man auch. Die Länge war gut, länger hätte ich es aber wahrscheinlich nicht mehr ertragen von Alexandra Kleeman in eine andere Welt entführt zu werden. Das Buch ist wirklich etwas wie moderne Kunst, entweder es gefällt einem oder nicht. Ich tendiere dazu, dass es mir nicht richtig gefallen hat, trotzdem war es eine sehr spannende Lesereise. Und A wie B wie C von der gleichen Schriftstellerin möchte ich noch immer lesen, vielleicht gefällt mir der Roman ja etwas besser. 
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