wir glücklichen | buchbesprechung

14 Juli 2017

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"Mögen die Scharniere unserer Freundschaft niemals rosten", sagte Iris. - "Recht so", sagte ich, und wir hakten uns unter und kippten den Gin. Mit zwölf wird Eva kurzerhand vor der Tür ihres Vaters abgesetzt und lebt von da an mit ihrer Halbschwester Iris unter einem Dach. Iris weiß genau, was sie will: Filmstar werden in Hollywood. Tatsächlich erreicht sie ihr Ziel, doch ihr Stern sinkt so schnell wie er aufgestiegen ist. Die jüngere Eva bleibt treu an Iris’ Seite. Gemeinsam gehen sie nach New York, wo sie bei reichen Italienern in Long Island unterkommen. Iris schauspielert auf zweifelhaften Bühnen, pflegt verbotene Liebeleien und setzt gnadenlos ihre eigenen Interessen durch, während Eva den Alltag organisiert. "Wir Glücklichen" erzählt von großen Träumen, Skandalen und Betrügereien und von unvergesslichen Charakteren im Amerika der vierziger Jahre.





Amy Bloom hat mich als Leserin ihres Buches in eine andere Zeit entführt. Wir befinden uns in den 1940er Jahren in den USA. Das Buch ist in drei Teile gegliedert, in Jahre eingeteilt. 1939 bis 1945. Die Jahre des zweiten Weltkrieges. Der Krieg spielt dabei überhaupt keine zentrale Rolle, aber als LeserIn ist man sich dem die ganze Zeit über bewusst und der Roman lässt auch einiges darauf hinweisen, dass wir uns in Zeiten des Krieges befinden. Die Hauptgeschichte die erzählt wird, ist diejenige von Eva. Sie wurde im jungen Teenager Alter von ihrer Mutter alleine gelassen und muss von da an bei ihrem Vater leben, der allerdings bereits eine neue Frau hat und die eine Tochter, Iris. Sie gründen also eine Art Patchworkfamily und es funktioniert erstaunlich gut. Eva ist sehr begeistert von Iris, alle sind das. Iris ist wunderschön, klug und weiss immer, was zu sagen ist. Gemeinsam freunden sich die neuen Schwestern an und erleben einige Dinge miteinander. Es ist schnell klar, wer in der Beziehung den Ton angibt - Iris. Aber nicht einmal aus Boshaftigkeit, im Gegenteil; Iris ist ein sehr liebevoller und kümmernder Charakter. Sie hat einfach die guten Ideen, ist selbstbewusst und hat  einen, wie man so schön sagt, starken Charakter. Das, was sie sagt, gilt einfach grundsätzlich. Eva ist ganz anders, sie wächst im Schatten ihrer Schwester auf, sie ist unglaublich schüchtern und ihr Selbstbewusstsein sehr klein. Sie bleibt stets im Hintergrund, ist aber trotzdem die Protagonistin des Buches. Sie hat nicht so viel Mut und das bleibt eigentlich während des ganzen Buches so, auch wenn sie mit gewissen Taten das Gegenteil beweist. Ihr wird nicht so viel zugetraut und sich selbst traut sie auch kaum etwas zu. 

Iris möchte Schauspielerin in Hollywood werden und Eva begleitet sie auf ihrer Reise. Iris ist hübsch, stark und talentiert. Sie bringt es durch einige Kontakte, die sie pflegt ziemlich weit und schafft den wirklichen Durchbruch nur ganz knapp nicht. Sie hat aufsteigende Jahre und Erfolg bis sie an einer Affäre zerbricht und von da an geht alles nur noch bergabwärts in der Schauspielkarriere. Dafür ist sie jetzt geoutet und verliebt sich in eine Frau namens Reenie. Sie hat allerdings schon einen Partner, für den sich Eva interessiert. Sie hält sich da aber wie gewöhnlich raus und nur Iris klammert an ihrem Willen fest, sie ist verliebt. Reenie und Iris gehen auch eine Art eine Beziehung ein, aber eben nicht ganz. Es werden einige Abenteuer erlebt, die vier sind ein gutes Team mit verschiedenen Liebschaften und Geheimnissen voreinander. Eifersucht ist ein zentrales Thema. Ende des zweiten Teils des Buches wird dann aber auch alles etwas aufgerissen und und die Wege der vier trennen sich. Durch die vielen Briefe im Buch, die  immer mal wieder abgedruckt werden, erfährt Eva, was die anderen so machen und als LeserIn erhält man so ein Paar Hintergrundinformationen. Hier merkt man auch, dass wir uns in den 40er Jahren, in Kriegsjahren, befinden. Eine harte Zeit. Hier passt aber auch der Titel gut zum Buch - so lange du in Amerika bleibst und dich von allem fernhältst, kannst du dich zu den Glücklichen zählen. Ein etwas trauriges Glücklichsein mit leicht ironischem Unterton; Dir geht es nicht wahnsinnig gut, aber im Vergleich mit den Anderen geht es Dir prächtig, du Glückliche. Von daher strahlt das Buch auch eine schöne Melancholie aus, ein Buch aus der zweiten Reihe. Über Menschen, die nicht an vorderster Front sind, denen es nicht prächtig geht, aber die sich eigentlich dennoch glücklich schätzen können, da es eben noch eine dritte und eine vierte Reihe gibt. Und es gibt Hoffnung. Das gefiel mir. Sehr.



Das ganze Buch über passiert nicht sonderlich viel, das, was ich euch oben geschildert habe, ist der Hauptplot. Natürlich sind noch einige kleine Zwischenstorys eingebaut, aber die sind nicht unbedingt relevant. Wenn ich das Buch von Amy Bloom in einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es ganz klar Trägheit. Irgendwie passt das auch ganz gut zum Buch, die Zeit des Krieges war wohl besonders für die Frauen in Amerika ein ewiges Warten und sehr träge, aber andererseits wäre mir ein etwas energischer Schreibstil mehr als entgegen gekommen. Ich habe das Buch über vier (!) Wochen lang gelesen, was nicht häufig vorkommt. Ich fand es nicht einmal wirklich schlecht, aber ich konnte mich einfach nie aufraffen es wieder in die Finger zu nehmen, weil ich irgendwie wusste, was mich erwarten wird, ein träger Schreibstil und wenig Handlung. Das alles hat sich allerdings etwas gebessert, als ich mich dann aufgerafft habe und die Hälfte des Buches an einem Tag durchgelesen habe. Ich habe dann auch nicht mehr jeden einzelnen Satz gelesen, was ich normalerweise tue, sondern etwas überflogen. Ansonsten wäre ich wirklich nicht mehr vom Fleck gekommen. Also wenn ich genau bin, habe ich also für etw 160 Seiten mehr als einen Monat gebraucht, was leider nicht so für das Buch spricht und mich leider davon abgehalten hat, etwas anderes zu lesen. Das ist mein einziger und gleichzeitig auch grösster Kritikpunkt. Ich würde das Buch sehr gerne mögen, wenn es etwas mehr Pep hätte. Auch so hat es mir eine Stimmung übermittelt, an der ich viel Gefallen gefunden habe, aber das Lesen war ein Krampf. Leider. 
2 Kommentare
  1. Ach schade, dass es dich nicht so ganz begeistern konnte. Ich find das Cover ganz schön, so unbeschwert und die Handlung klang jetzt auch gar nicht soo schlecht. Mensch, schade. :(
    Liebst, Lara.

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    1. Ja, liebe Lara, ich fand es auch wirklich schade! Es hat sich so gut angehört und richtig schlecht war es auch nicht, aber überzeugen konnte es mich doch nicht :( Grüsse an dich!

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