die längste nacht | livresque amitié

20 November 2016

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Es sind nur ein paar Sätze in einem noch unveröffentlichten Manuskript, das Vita im Arbeitszimmer ihres Vaters findet - aber etwas an ihnen verzaubert und verstört die Siebzehnjährige gleichzeitig. Wenig später bricht sie mit ihren Freunden zu einer Fahrt quer durch Europa auf und stösst in Italien durch Zufall auf den Schauplatz des Manuskripts: Viagello, ein malerisches kleines Dorf. Der Ort strahlt für Vita eine merkwürdige Anziehungskraft aus, die noch stärker wird, als ihr der Seiltänzer Luca buchstäblich vor die Füsse fällt. Auf den ersten Blick ist Luca für Vita etwas Besonderes, doch etwas an ihm und seiner Familie kann sie nicht fassen. Noch ahnt sie nicht, dass er sie auf eine Reise tief in ihre Erinnerungen führen wird, an deren Ende etwas steht, was einst in Viagello geschah - in jener längsten Nacht.

Aren Verlag / 410 Seiten / Gebunden mit Schutzumschlag / Original Deutsch / 19.99 Euro [D]





Wir hatten das Vergnügen, Isabel Abedi kennenzulernen und ihr alle möglichen Fragen zu stellen, und Fragen hatten wir einige, denn dieses Buch hat uns beinahe sprachlos und ziemlich bewundernd zurückgelassen - was für ein unglaublicher, wunderschöner Schreibstil. Gerade wegen diesem wunderschönen und sehr inspirierendem Gespräch mit ihr, haben wir auch noch einmal einen völlig neuen Blickwinkel auf das Buch wehalten, zum Beispiel, dass wirklich alle Schauplätze im Buch real sind - eine traumhaft schöne Vorstellung! Gerade hier liegt ihre Stärke, sie beschreibt sinnlich und dennoch sehr realistisch die Orte, aber auch ganz viel anderes; welche Geschmäcker auf der Zunge von Vita zergehen, welche Düfte in der Luft liegen, welche Zärtlichkeit ein Streicheln hat. Und das merkt man Isabel Abedi auch als Mensch an, sie sucht in jedem Satz nach den richtigen Worten und wählt diese so sorgfältig aus, dass man einfach die Lust verspürt, ihr ganz ganz lange zuzuhören. Bei 'Die längste Nacht' weiss sie ihre besondere Sprache gut zu verbinden mit einer atemlosen Geschichte, die vor allem spannend ist, aber genauso die richtigen Anteile an 'romantisch' und 'philosophisch' enthält, es ist eine gelungene Mischung, die das Buch definitiv auszeichnet. Diese verstrickte Familiengeschichte, die Vita während des Romanes aufdecken muss, ist voraussehbar und doch wird man als Leser_in immer wieder aufs neue überrascht - sehr faszinierend, wie Isabel Abedi das gelöst hat. Ihre Charaktere sind aussergewöhnlich und wachsen uns alle schnell ans Herzen, natürlich sind die meisten auf Anhieb sympathisch, aber es gibt dennoch die ein oder anderen Person, bei denen man ein bisschen Zeit braucht, um Verständnis für ihr Verhalten aufzubringen. Man fühlt sich beim Lesen so, als würde man mitten in der Geschichte drinstecken und als wäre man selber ein Teil dieser Handlungen, weil gerade eben die Charaktere auch so lebendig sind. Faszinierend ist, wie sie alles miteinander verknüpft und ein Buch schrieb, das sich selbst mit 400 Seiten noch viel zu kurz anfühlt. Es war richtig traurig, das Buch weglegen zu müssen. Es war so schön zu merken, dass Vita in einer Zwischenwelt lebt - immer noch ein Kind und doch schon so grausam erwachsen. Und genau das ist es, was wir an Isabel Abedi schätzen - nichts ist schwarz-weiss oder stereotyp, auch wenn es auf den ersten Moment so wirkt, und genau das lässt auf eine grosse Vielseitigkeit in Bezug auf die anderen Bücher erhoffen, die wir beide wohl noch unbedingt lesen möchten. Diese Buchbesprechung kommt somit vielleicht etwas spät, da wir uns dem Winter nähern, aber es ist die absolut perfekte Sommerlektüre mit solch tollem Inhalt, die Begeisterung ist gross.





2 Kommentare
  1. Ich habe das Buch bereits gelesen und absolut geliebt. Die Atmosphäre ist grandios!

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    1. Das fanden wir eben auch! Isabel Abedi ist eine fabelhafte Schriftstellerin!

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