Das Schöne an einem 'geteilten' Buchblog ist es ja, immer zwei Meinungen zur Verfügung zu haben. Tatsächlich kommen aber so viele interessante Bücher raus, dass wir uns oft aufteilen und nicht immer das gleiche lesen, wie wir es früher bei der etwas überschaubareren Welt der Jugendliteratur noch häufiger machten. Nun aber habe ich zu einem Buch gegriffen, dass nicht nur Anaïs, sondern scheinbar der ganzen Welt unglaublich gefiel und möchte euch von diesem Erlebnis erzählen und eine zweite Sicht auf Elena Ferrantes erste zwei Bände der neapolitanischen Saga geben. Anaïs wunderschönen und sehr begeisterten Beitrag zu diesen beiden Büchern findet ihr übrigens hier mit einem Klick!
Momentan lese ich viele Bücher, die die Schlagworte Türkei, Frauen und arabischer Frühling in sich verbinden. Die meisten sind also hart und verlangen mir viel ab. Das ist einerseits sehr schön, andererseits brauche ich aber etwas zwischendurch, was vielleicht etwas trivialer ist, etwas einfacher, etwas mehr 'fliesst'. Genau als solches beschrieb meine Mutter 'Meine geniale Freundin', und weil es zu Hause gerade bei uns rumlag und so vielen gefallen hatte, griff ich spontan dazu. Ich muss sagen: dem Schreibstil von Elena Ferrante kann ich nicht besonders viel abgewinnen. Ich empfinde ihn eher als durchschnittlich, was nicht heissen soll, dass er schlecht ist, im Gegenteil. Er kann die Leserschaft für sich einnehmen, aber er wirkt auf mich weder besonders einzigartig noch poetisch, wie er doch so oft gelobt wird. Er animiert definitiv zum Weiterlesen, indem er locker und leicht und irgendwie einfach angenehm daherkommt, auch bei etwas schwereren Stellen, aber er konnte für mich keine Stimmungsbilder erzeugen. Auch die Welt, die Elena Ferrante schafft, ist wohl eher der Kontinuität, mit der sie schreibt, zu verdanken, mit der Vielzahl an Seiten, die den Rione und seine Umgebung beschreiben. Ich habe beide Bücher gerne gelesen, sonst hätte ich nicht gleich zum zweiten Band gegriffen. Allerdings sind es eher die äusseren Umstände, ich sehne mich gerade nach Sonne und eben, etwas leichterer Lektüre, und dafür ist Elena Ferrantes Reihe bestens geeignet, weil sie beides miteinander verbindet und doch sehr niveauvoll ist.
So gehe ich mit gemischten Gefühlen aus dieser Runde. Meine Gedanken über die Reihe sind wohl eher negativ, weil wenig Bücher in letzter Zeit so viel Hype erfahren haben. Für mich bisher zu unrecht, auch wenn es einiges gibt, was man der Geschichte abgewinnen kann. Deswegen stellt sich unmittelbar die Frage, ob die Anonymität der Autorin doch eine grössere Rolle spielt, als von allen eingestanden wird. Ich kann ihre Gründe verstehen und möchte auch niemandem sein Recht auf Anonymität nehmen - es gab allerdings auch Anlass, den Hype aufzubauschen, und das tut dem Buch eigentlich Unrecht, was ich sehr schade finde.
Ich tauche jetzt erstmal in andere Lektüre ab und lasse euch wissen, wie es mit mir und der neapolitanischen Saga weiterging!
Ich nehme mir schon so lange vor, Elena Ferrante zu lesen. Ich muss es endlich tun!
AntwortenLöschenNeri, Leselaunen
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