Januar 2018 | Monatsrückblick

28 Januar 2018

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Mara: Der erste Monat ist nun also rum und somit hat ein Jahr angefangen, dass für uns beide sehr ungewiss ist, sich aber unglaublich wichtig anfühlt. Es ist schon so viel passiert - wir durften interessante neue Menschen kennenlernen und neue Erfahrungen machen. Ich schreibe das am Tag, nachdem Anaïs in ihr Austauschsemester 'abgehauen' ist - mach's gut da unten, ich freue mich auf unser baldiges Wiedersehen! Hier geht es aber mehr oder weniger wie gewohnt weiter. Aber wie erwähnt, es ist ein neues Jahr und da möchte man ja immer ein bisschen herumexperimentieren und sich neues trauen, anstatt beim gewohnten Alten zu bleiben. Und deswegen strukturieren wir unsere Monatsrückblicke nun nach unseren Entdeckungen, die wir für erwähnenswert halten und von denen wir euch, aber auch uns gerne erzählen würden.



Ich war gestern im Kino und habe '120 battements per minutes' angesehen, er spielt in den 90ern und ist in Paris angesiedelt. Es geht um die Organisation 'Act Up', gegründet von einigen AIDS-Erkrankten, die politischen Druck ausübten, um die Erforschung der Krankheit voranzutreiben und um etwaige Stigmatisierung von Homosexuellen, Prostituierten und Junkies zu beenden. Der Film fühlt sich zuweilen wie ein Dokumentarfilm an, man spürt, dass der Regisseur Belegschaft ablegen will über die zahlreichen unterschiedlichen Aktionen der Organisation. Das macht die Erzählung zwar teilweise etwas langatmig, aber dafür authentischer und irgendwie doch auch atemloser. Es hat mich völlig eingesogen und ich würde allen ein Besuch in den Kinos empfehlen, es lohnt sich!

Bildergebnis für 120 bpm

Gesehen habe ich auch etwas anderes, und zwar viel Arte im Moment. Es gibt Zeiten, in welchen ich den Fernseher eigentlich gar nicht einschalte, gerade mache ich das aber häufiger. Arte hat viele Formate, die absolut einzigartig sind und mich absolut begeistern können. Seit geraumer Zeit schaue ich mir schon ihr Magazin 'Arte Tracks' an, welches meine liebsten Künstler_innen vereint und mir oftmals auch neue kreative Köpfe vorstellt. Weitere künstlerische Formate sind beispielsweise 'Typo Safari' oder 'Street Art à la Francaise'. 'Streetphilosophy' erkundete Mitte April verschiedene Philosoph_innen und ihre Theorien auf eine alltagstaugliche und umsetzbare Basis.

Und wenn wir schon bei Philosophie sind: das erste Buch dieses Jahres war mit 'Oh Simone' eines, das ich verschlungen habe. Simone de Beauvoir, ihr Leben und ihre Leidenschaften wurden wunderbar eingefangen und treffend und interessant in Buchform veröffentlicht. Wer sich für sie, den Existenzialismus oder den französischen Feminismus interessiert, der sollte sich das Buch nicht entgehen lassen!


Und dann kam letztens auch die neue Ausgabe des Missy Magazines in meinen Briefkasten geflogen und ich habe es so genossen, durch ihre selbsternannte 'feministische Berichterstattung' zu blättern, die nicht nur feministisch, sondern einzigartig ist. Was Politik, aber auch Kunst betrifft, treffen (haha, see what I did there?) sie einfach den richtigen Ton, oder zumindest den, den ich hören möchte! Ausgewähltes gibt es auch online und ganz gratis auf www.missy-magazine.de

Ausserdem habe ich das tägliche Schreiben für mich entdeckt. Nicht wirklich Tagebuch, aber irgendwie eben doch - denn generell Schreiben tu' ich schon länger, aber eben nicht in diesem Rhythmus. Es hilft mir einfach, meinen Tagen einen Rahmen zu geben und tut mir wahnsinnig gut.

Gelesen habe ich auch noch anderes, aber zu den weiteren Büchern folgt jeweils ein einzelner Beitrag, so ist es zu diesem Zeitpunkt zumindest geplant. Unter anderem bin ich jetzt auf den letzten Seiten von Dorian Gray angelangt. Es hat mich teilweise ziemlich herausgefordert, und deswegen bin ich irgendwie auch stolz, Oscar Wildes einzigen Roman ganz auf englisch gelesen zu haben. Einige Themen aus dem Buch beschäftigen mich auch weiterhin noch sehr! Ich habe ausserdem 'Die Argonauten' von Maggie Nelson gelesen, ich habe euch davon schon berichtet. Diese schwebende Form zwischen Fiktion und Poesie, Theorie und Memoiren hat mir erstaunlich gut gefallen. Einen 'einfachen' Roman habe ich auch noch gelesen, wobei der ebenfalls sehr herausfordernd und radikal war. 'Zwei Mädchen: Eine Istanbul-Story' von Perihan Magden erschien 2001 und ist in der Türkei gross bekannt. Ich habe noch nie davon gehört, aber es hat mich schon auf den ersten Seiten reinziehen können. Nur so viel, zu allen Büchern: lest und geniesst sie, es lohnt sich!

Keine Entdeckung, aber dafür ein schönes Erlebnis möchte ich auch noch gerne mit euch teilen: Anaïs war da auch noch dabei und verliert vielleicht auch die ein oder anderen Worte dazu. Am 19. Januar haben wir die erste Vernissage in unserem kleinen Atelier abgehalten und es war wunderbar. Ein riesiges Dankeschön an unsere tollen Freund_innen, die den kleinen Raum mit ihrer Kunst ausgefüllt haben und allen, die zum blossen 'Gucken' kamen dafür, dass sie ihn mit Leben füllten. Es war wunderschön! Für euch alle einen kleinen Einblick:



Anaïs: Und sehr gerne knüpfe ich an der Ausstellung von Maras Atelier an, ich war sehr überrascht, wie sich dieser kleine Raum so schnell gefüllt und verändert hat. Unglaublich viele (un)bekannte Gesichter sind an diesem 19. Januar aufgetaucht und haben ihre Kunst ausgestellt oder sie einfach nur angeschaut und eine gute Zeit gehabt. Es ist etwas echt wunderschönes, wenn junge Menschen Kunst machen und diese anderen zeigen möchten, solange sie es für sich tun und nicht nur des Lobes wegen. Die Idee der Touch Exhibition gefiel mir gut, alles in allem ein gelungener Abend. 

Und ja, der Januar hat sehr ungewiss gestartet für mich - nun bin ich seit dem 21.Januar in Genf.  Seit das Jahr gestartet hat und seit ich nun hier bin, ist unglaublich viel passiert. Die erste Woche war alles andere als einfach. Plötzlich bin ich überall die Neue - meine Familie kenne ich noch nicht und muss mich zuerst an sie gewöhnen, in der Schule bin ich die Neue in der Klasse, muss herausfinden, was für Schulkameraden ich habe, wie sie ticken, mit welchen ich mich verstehen kann und mit welchen nicht. Für die Lehrer, im Theaterkurs und im Schwimmtraining bin ich die Neue. Alles ist mir unbekannt, vor allem natürlich auch die Sprache. Doch alles in allem bin ich gut angekommen und habe schon einiges erlebt, viele neue Erfahrungen gesammelt und das, was ich bis jetzt von der Stadt gesehen habe, hat mir sehr gut gefallen. Ich wohne hier etwas ausserhalb und verbringe viel Zeit damit auf den Bus zu warten - ich habe mich schon drei Mal verfahren und fünf Mal den Bus verpasst. Doch das ist wohl etwas, was sich ganz schnell einpendelt, bald bin ich nicht mehr so orientierungslos. Ich habe hier in Genf schon einen neuen Lieblingsort entdeckt, Planpalais. An der Rue de l'école de médecine gibt es wunderschöne Cafés, auf dem grossen Platz gibt es ständig einen Flohmarkt und einen grossen Skatepark, der wohl zu einem gängigen Treffpunkt / Ort des Verweilens wurde. Da wird man mich in Zukunft auf jeden Fall noch öfter antreffen...


Meinen 'letzten Abend' in Zürich habe ich mit meinen Freunden in einem der tollsten Lokale in Zürich verbracht, dem 'Les Halles'. Einen ganzen Bereich hatten wir quasi für uns, alle meine Liebsten sind vorbeigekommen, haben etwas getrunken und eine gute Zeit gehabt und mir alles Gute gewünscht, das war sehr schön und ich möchte mich noch einmal bei allen ganz herzlich bedanken, die gekommen sind, es hat mich so so gefreut, ihr seid echt die besten Freunde, die ich mir wünschen könnte und ihr fehlt mir jetzt schon ein (kleines) bisschen! Danach sind wir dann noch etwas weitergezogen... 

Diesen Monat habe ich ausserdem endlich die Serie GIRLS fertig geschaut, ich habe euch in dieser Rezension hier bereits davon erzählt. Ich habe dort das Buch der Regisseurin Lena Dunham rezensiert, das habe ich als sehr schlecht empfunden, es nähme mich wunder, wie ich es jetzt finden würde, denn die Serie hat mir alles in allem gut gefallen. Einige Zeit war ich echt süchtig danach, zwischendurch habe ich gar nicht mehr geschaut und jetzt zugegebenermassen auch hauptsächlich fertig geschaut, weil ich eine neue Serie anfangen wollte. Ich fand die Serie lustig, kreativ und bis zur vierten Staffel auch sehr abwechslungsreich. Danach waren einem die Handlungen bekannt und die einzelnen Folgen erschienen mir deswegen eher voraussehbar. Nun wage ich mich an die Serie White Collar - sie wurde mir nun schon mehrfach empfohlen und ich bin total gespannt. 

Im Januar habe ich auch einige Bücher gelesen, gerne stelle ich euch vor welche: 'Kukolka' von Lana Lux war eines davon. Ich habe euch hier bereits eine Rezension dazu geschrieben - dieses Buch hat mir wahnsinnig gut gefallen, ich lege es euch gerne ans Herz. Es wird die Geschichte von Samira erzählt, das Setting sind die 90er Jahre in den Ukraine, schonungslos und wunderschön. Das zweite Buch, das ich gelesen habe, ist eines, das noch nicht erschienen ist, sobald dies der Fall ist, werdet ihr auf unserem Blog darüber lesen! Auch die nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie war diesen Monat dabei; ihr Roman 'Die Hälfte der Sonne' war die letzten Tage immer in meinem Handgepäck dabei, ich bin nach wie vor sehr angetan von der Autorin, es fällt mir schwer ihre Bücher in Worte zu fassen, doch ich möchte auf jeden Fall noch mehr von ihr Lesen, es gefällt mir, was sie tut. 
4 Kommentare
  1. Mir gefällt dieser Monatsbericht echt gut! Besonders die Idee mit der "Touch" Ausstellung finde ich extrem gut!!!

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  2. Toller Rückblick!
    Ich habe das tägliche Schreiben auch wieder für mich entdeckt, es macht mich irgendwie so frei:)
    http://xoxoclaudia.blogspot.de/

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