Podiumsdiskussion mit Laurie Penny | Feminismus

09 April 2017

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Anlässlich des Frauentags habe ich mich auf ein ganz besonderes Event geplant. Im Zürcher Kaufleuten - Restaurant, Event-Location und Club, immer wieder auch Behausung verschiedener Lesungen, Diskussionen und allerlei spannenden Buchvernissagen - fand eine Podiumsdiskussion / Lesung / alles zusammen mit Laurie Penny statt und ich schätze mich unglaublich glücklich, diese miterfahren zu haben - will nunmal alle Welt Laurie Penny, besonders am Frauentag, und darf ich sie dann hautnah und so ehrlich, quickfidel, betroffen über die Weltlage, aufgeregt, empört und witzig erleben. Ich möchte euch jetzt auch ein bisschen teilhaben lassen an diesem spannenden Abend, an dem feministischen Gedankengut, welches fast schon sicht- und spürbar durch den Raum schwebte und uns alle in seinen Bann zog. 

"Dies ist kein Märchen. Dies ist eine Geschichte darüber, wie Sex, Geld und Macht Mauern um unsere Fantasie errichten." Laurie Penny plädiert für einen Feminismus, der keine Gefangenen macht: es geht um Gerechtigkeit, um Gleichheit und um die Freiheit, zu sein, wer wir sind, und zu lieben, wen wir wollen. Dieses Buch ist ein Aufruf zur Meuterei gegen jene, die uns mundtot machen wollen.

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Ich und Anaïs nehmen gemeinsam bei einem Schreibprojekt teil, von dem wir euch allenfalls ein anderes Mal ein bisschen mehr erzählen, allerdings passt diese kleine Anekdote so schön als Start hier rein. Texte muss man überarbeiten, und am besten tauscht man sich darüber aus - und unsere Mentorin, welche erfolgreiche Autorin ist, meinte zu diesem Zeitpunkt, dass es da ganz unterschiedliche Menschen gibt. Manche schreiben Anmerkungen rein, manche graben Kritik ein und loben, wo es nichts zu loben gibt und wieder andere wollen deinen Text umformen, bis er in ihre Vorstellungen passt - und zwar genau so, wie sie dies möchten. Und das sind öfters Männer. Diese, und es widert mich natürlich ein bisschen an, dies nun so zu schreiben, 'natürliche' Dominanz des Männlichen, beispielsweise auch gut ersichtlich, wenn ich als junge Frau mal nicht ausweiche, dann teile ich am häufigsten diese seltsamen Moment - links? rechts? - mit Männern, weil die auch seltener ausweichen. Ja, es stimmt. Wir haben hier Gleichberechtigung erreicht, auf dem Papier, im Gesetz. Aber was ist mit den konservativen Köpfen vieler Menschen hierzulande? Was ist mit der Praxis, in der immer noch viel zu viele junge Frauen vergewaltigt werden oder Opfer von sexueller Gewalt? In der Frauen noch immer weniger verdienen? In der man immer wieder von Männern hört, die sich eine junge Frau angeln und nochmals von vorne ein neues Leben mit neuen Kindern starten, während Frauen dies viel seltener machen, schlichtweg nicht können? Was ist mit der Realität, in der unsere Weltlage von teilweise diktatorischen und frauenverachtenden Männer regiert wird? 
Frauen sollten mindestens drei Kinder gebären. Die völlige Gleichberechtigung von Mann und Frau ist unnatürlich. Geburtenkontrolle sei 'Verrat'. - Erdogan
"Grab 'em by the pussy." - Trump

Reicht es also, dass die Gleichberechtigung anscheinend erreicht ist - bis hierher und nicht weiter? Gibt es keine bessere, gerechtere Welt? Müssen, Dürfen wir nicht mehr kämpfen, wegen unseren Privilegien? All dies sind keine leichten Fragen, aber Laurie Penny stellt sie sich und der Welt, sie kann nicht immer oder laut ihr nie Antworten finden, und doch überzeugt ihr Denken so viele Menschen vom Feminismus und inspiriert auch mich immer wieder. Die erste Frage, die ihr gestellt wurde - wie erlebt sie den Feminismus heute? Und treffend antwortet sie, dass heute zumindest nicht mehr überall gefragt ist, ob es Feminismus noch braucht. Der Mainstream-Feminismus, der die grossen Massen anspricht, begrüsst sie im Gegensatz zu Bitch-Gründerin Andi Zeisler. In etwa meinte sie, dass Beyonce sehr wohl stolze Feministin sein kann, solange sie sich ihrer Privilegien bewusst ist. Interessant finde ich hier, wie Meinungen aufeinanderprallen. Die oftmals mit dem Schlagwort 'Feminismus' verbundene Freizügigkeit und Nacktheit von Celebritys wird allerdings, wie ich finde, zurecht kritisiert. Denn auch wenn eine Frau aus völlig freier Entscheidung heraus sich so präsentiert oder auch beispielsweise ihren Körper operieren lässt, ist ein gewisser Zwang namens 'medial geprägte Schönheitsideale' dahinter - sonst würde es genauso viele Brustverkleinerungen wie Brustvergrösserungen geben. Aber damit kann man sich abfinden, und schlussendlich ist es auch schön, wenn viele Menschen sich stolz Feminist_innen nennen, nur bilden sich viele selbsernannte Feminist_innen nur sehr eng auf diesem grossen, breiten Feld und bringen den Feminismus so auch wieder in Verruch. Ihr seht, es gibt keine Lösung. Allerdings ist Feminismus keine Identität, sondern ein Prozess. Was für ein wunderbarer Satz aus der Feder von Laurie Penny! Und ich bin unglaublich froh, durfte ich live weitere wichtige Gedankenanschübe miterleben, aber gleich doppelt froh, dass es noch ganz viele Bücher von ihr gibt - deren Rezensionen nach und nach hier eintrudeln werden.

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