Fischer // 'George', Englisch, Deutsch von Alexandra Ernst // ca. 18 Euro // Gebunden // 210 Seiten
Ich habe Gefallen gefunden an Büchern, in denen Erwachsene für Erwachsene aus Kindersicht schreiben. Früher fand ich dies das Schlimmste unter dem Argument 'die wissen ja gar nicht mehr, wie ich jetzt denke, fühle'. Heute mag ich das neutrale Auge, die schlichten Schilderungen, die allesamt auf der Wahrheit basieren und so ehrlich und klar sind, dass man gar nicht mehr aufhören möchte, zu lesen, weil sich die Welt im Buch so echt anfühlt. In diesem Exemplar ist das Kind George. Wir begleiten ihn ein paar Tage in der schwierigsten Zeit seines Lebens. Für ihn waren zwei Dinge immer klar: Er ist ein Mädchen, wenn auch nicht ganz so eines, wie seine beste Freundin Kelly, und doch darf er das nicht so sein, denn dieser Unterschied zwischen ihnen ist, dass ihn alle für einen Jungen halten. Oder ist er ein Junge? Dabei fühlt er sich doch wie ein Mädchen.
Es gibt einige, ich nenne sie mal 'brisante' Themen, die heutzutage in Kinderbücher gepackt werden. Es geht um die Identitätssuche, wie immer eigentlich. Jedoch werden nun Geschlecht und Sexualität anders behandelt. Während mir Romane, die sich als einziges Thema die sexuelle Ausrichtung ihrer Protagonistin oder ihres Protagonists durch das erzwungene zur-Schau-stellen eher kontraproduktiv vorkamen, ist es beim Thema Transsexualität und der Art, wie Alex Gino dies behandelt, anders. Kinder sollen ermutigt werden, denn Mut setzt das 'Coming-Out' leider oftmals voraus. Jedoch geschieht dies immer einfacher, wenn man einen Helden vor sich hat, jemand, zu dem man aufschaut und dem man, natürlich in gesunden Massen, nacheifern wollen. Und was bitte kann gesunder sein, als zu sein, wer man ist? Genau diese Botschaft steht hinten auf dem Buch. Sei, wer du bist.
Ich weiss nicht, ob es richtig ist, hier mehr die Botschaft dieses Buches zu besprechen als die üblichen Dinge, die, die ich immer bespreche. Schreibstil, Charaktere, et cetera. Einerseits möchte man auf das Buch eingehen, andererseits ist es auch mehr als das. David Levithan und John Green, zwei grosse zeitgenössische Jugendbuchautoren, waren anscheinend Fans von Minute Eins an. Und ich kann auch verstehen, warum. Dieses Buch versucht nämlich nicht, sich grossartig zu verstellen und zu verkaufen. Dieses Buch ist authentisch und pur, kurz und knackig, ehrlich und weise. Mehr Worte dazu braucht man eigentlich gar nicht aus meiner Sicht. Denn bei diesem Buch erlebt man etwas.
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